Wasser marsch: Gärtner im Dauereinsatz

Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 20.07.2018 von Redaktionsmitglied Barbara Cimander

BENSHEIM. Nichts geht mehr ohne Gießkanne, Gartenschlauch oder Sprinkleranlage in diesen Tagen. Wer verhindern will, dass sich das heimische Grün in Braun verwandelt, kommt nicht ohne künstliche Bewässerung aus. Sommertage mit Temperaturen über 25 Grad am laufenden Band – und seit weit mehr als vier Wochen gab es in der hiesigen Region keine nennenswerten Niederschläge mehr. Kurze Regengüsse wie etwa am vergangenen Sonntag sind nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein – und das ist in diesem Fall sogar fast wörtlich zu nehmen. Der Boden ist so aufgeheizt, dass das Wasser zum eil sofort verdunstet. „Der Regen kommt gar nicht im Untergrund an und kann die Pflanzen nicht versorgen“, erklärt Frank Daum, Geschäftsführer des Zweckverbands Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB). Er und die 16 Mitarbeiter der Gärtnerkolonne des Bauhofservices, der unter dem Dach des KMB angesiedelt ist, haben den Wetterbericht seit Wochen im Blick. Jeder Tag ohne Regen bedeutet: Die Gießfahrzeuge des KMB sind nahezu im Dauereinsatz. Drei Fahrzeuge werden für die Bewässerung der städtischen Grünflächen eingesetzt – dazu gehört neben Parks, Grünanlagen oder Blumenbeeten auch das sogenannte Straßenbegleitgrün, das einen großen Anteil an der Gesamtfläche ausmacht.

Wie eine sanfte Dusche

In der Innenstadt ist am häufigsten der sogenannte „Hansa“ zu sehen, der auch immer viele Blicke auf sich zieht: Das orangefarbene  Multifunktionsfahrzeug ist mit einem Brausekopf versehen, die durstigen Pflanzen erhalten so eine regenähnliche sanfte Dusche von oben – ein äußerst sympathischer Anblick! Der „Hansa“ ist von April bis Oktober im Einsatz: „Mit ihm werden hauptsächlich Kübelpflanzen, Stauden und Blumenbeete sowie Blumenampeln bewässert“, erklärt Jens Meyer, stellvertretender Vorabeiter der Gärtnerkolonne beim KMB. Auch neu gesetzte Bäume und Sträucher freuen sich über den Besuch von „Hansa“. 1500 Liter fasst das Fahrzeug – an einem Sommertag kommen locker bis zu acht Füllungen zusammen. Dass mittags um 12 Uhr bereits sechsmal Wasser nachgetankt worden ist, ist momentan keine Seltenheit. Und der „Hansa“ ist nicht das einzige Gießfahrzeug, das in der Stadt unterwegs ist. Das größte Volumen weist ein Unimog auf, mit dem Bäume und Sträucher in Anlagen und auf Grünflächen bewässert werden. Neben einem 2000-Liter-Fass kann er weitere 7000 Liter Wasser in einem Anhänger transportieren. Letzterer wird für große Flächen, etwa am Berliner Ring, entlang der B3 oder der Westtangente verwendet. Als drittes Gießfahrzeug ist unterstützend ein Traktor mit einem 3000-Liter-Fass im Einsatz. Mit ihm werden vor allem die Riedstadtteile Fehlheim, Schwanheim und Langwaden angefahren und dort auch Neupflanzungen, Bäume, Sträucher und Kübel mit Wasser versorgt. Alle Fahrzeuge werden in diesen heißen Tagen mehrfach täglich „aufgetankt“ – so können pro Tag bis zu 38 000 Liter Wasser zusammenkommen, mit denen das durstige Grün in der Stadt durch die Gärtnerkolonne am Leben erhalten wird. Ein eigener Brunnen liefert das Wasser für den KMB.

Pro Baum 150 Liter Wasser

Auch um neu gesetzte Bäume müssen sich die Mitarbeiter der Gärtnerkolonne kümmern. Mit einem speziellen Baumsubstrat ausgestattet, das Wasser länger speichern kann, brauchen sie allerdings nur etwa alle zehn Tage Nachschub, erklärt Landschaftsgärtner Jens Meyer. Pro „Mahlzeit“ erhält jeder Baum rund 150 Liter Wasser. Auch Bäume, die bereits vor bis zu fünf Jahren gesetzt wurden, werden bei Bedarf noch regelmäßig gewässert. Im Kronepark in Auerbach sowie auf dem Soldatenfriedhof nehmen Stativregner der Gärtnerkolonne einen Teil der Arbeit ab. Eine automatische Bewässerung wurde in diesem Jahr in Teilen des Stadtparks installiert, und auch die Mittelstreifen- Bepflanzung entlang der B3/B47 in der Innenstadt wird automatisch mit Wasser versorgt. Unterstützt wird der KMB außerdem von drei externen Firmen, die unter anderem etwa die Pflege und Bewässerung der Kreisel-Bepflanzung und Staudenbeete entlang des Berliner Rings übernehmen. Auch um die weit über 100 großen Blumenkübel, die in Bensheim und Auerbach stehen, kümmert sich eine Fremdfirma. Von Jahr zu Jahr gibt es für die Gärtnerkolonne in Bensheim mehr zu tun: „Allein in den letzten zehn Jahren sind rund 100.000 Quadratmeter Fläche hinzugekommen“, macht Frank Daum deutlich. Entlang neuer Straßen – etwa der Westtangente – wurden Bäume und Begleitgrün gepflanzt, und auch in Neubaugebieten werden in der Regel städtische Grünflächen angelegt. Gerade hier bitten Daum und sein Team um die Mithilfe der Bürger: Die Gärtnerkolonne würde sich freuen, wenn sie von den Bensheimern in ihrer Arbeit unterstützt wird. Gießkanne oder Schlauch dürfen also auch gerne mal vor die eigene Gartentür auf öffentliches Grün gerichtet werden. Blumen, Bäume und Gräser werden es ebenfalls danken

Wunsch: Sanfter Regen in der Nacht

Sonne satt und weiterhin hochsommerliche Temperaturen – was Urlauber und Kinder in der Ferienzeit freut, treibt Gartenbesitzern und vor allem  Landwirten Sorgenfalten auf die Stirn. Lediglich am Samstag könnte es in der Region voraussichtlich ein paar Gewitterschauer geben, doch ob und wo diese runterkommen, ist wie immer ungewiss. Auch der KMB würde sich über eine natürliche Bewässerung von oben freuen. „Aber bitte kein Platzregen“, sagt Geschäftsführer Frank Daum. Ideal wäre ein kontinuierlicher und sanfter Regen, abends und in der Nacht – „das wäre dringend nötig, damit der Boden mal Wasser aufnehmen kann“. Und am nächsten Tag darf dann auch wieder die Sonne scheinen. Momentan muss die Gärtnerkolonne des Bauhofservices sehr viel Zeit fürs Gießen aufwenden. Nur einen positiven Nebeneffekt der andauernden Trockenheit gibt es für das Team: Das Unkraut sprießt zurzeit deutlich weniger

Gärtnerkolonne

ZAHLEN RUND UMS GRÜN

  • 150 Blumenkübel stehen im Stadtgebiet an öffentlichen Straßen und Plätzen. Hinzu kommen 78 Balkonkästen in städtischen Gebäuden.
  • Um 24 Beete und Ehrenmäler muss sich die Gärtnerkolonne kümmern.
  • Insgesamt wurden in diesem Jahr etwa 5.600 Sommerflorblumen in Beeten und Blumenkästen eingesetzt.
  • Außerdem wurden rund 30 Bäume neu gepflanzt inklusive entsprechender Unterbepflanzung.