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Im Rahmen der Schädlingsbekämpfung im Kanal setzt der KMB auf modernste Technik

Wie viele Ratten im Kanalnetz leben, ist schwer zu schätzen. Sie sind eigentlich nachtaktive und scheue Tiere, die den Schutz der Dunkelheit oder hoher Gräser suchen.

Damit die Population in der Kanalisation nicht überhandnimmt, beauftragt der Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) einmal im Jahr einen Schädlingsbekämpfer, der Köder im Kanalnetz auslegt. Weitere Belegungen erfolgen nach Bürgermeldungen über Rattensichtungen.

Die Schädlingsbekämpfung durch die Belegung der Kanalschächte wird digital mit Belegdatum und Befall erfasst. Dies erfolgt in Echtzeit über eine servergesteuerte Internetplattform, so dass eine sofortige Aussage zum Datum und Befall gemacht werden kann.

Ratten vermehren sich rasant. Aus einem Rattenpaar können innerhalb eines Jahres tausend Tiere heranwachsen. Ratten können durch ihren Urin und Kot – der aussieht wie schwarze, große Reiskörner – Krankheiten auf den Menschen übertragen.

Ratten finden ein großes Nahrungsangebot in den Kanälen aber auch außerhalb.

Das hängt unter anderem damit zusammen, dass das Nahrungsangebot außerhalb des Kanals durch Fallobst und Nüsse im Herbst groß ist. Aber auch durch Speisereste in gelben Säcken, Biotonnen oder nicht nagersicheren Komposthaufen werden die Tiere angelockt.

Um das Nahrungsangebot für Ratten in der Kanalisation gering zu halten, sollten Bürger keine Essensreste in der Toilette entsorgen.

Eine feuchte Stelle an der Kellerwand, Kotspuren oder auch angenagte Lebensmittel können ein Indiz dafür sein, dass Ratten in der Nähe sind. Der KMB ist für die Rattenbekämpfung in der öffentlichen Kanalisation zuständig und weist darauf hin, dass Privatpersonen, mithilfe eines professionellen Schädlingsbekämpfers gegen Ratten auf ihrem Grundstück vorgehen müssen.

Elektronik in der Rattenbekämpfung

Der KMB setzt seit einem Vierteljahr auf ein erweitertes Tool zu Optimierung der Ratten-/Nagetierbekämpfung. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben ist ein ständiger Eintrag von Gift in den Kanal nicht zulässig.

Um die Rattenpopulation effizienter einzudämmen setzt der KMB auf eine Köderschutzbox mit dem Namen ToxProtect®. Hier wird eine Kunststofftonne in den Kanal eingelassen. Am unteren Ende wird diese mit einem Schwimmer verschlossen. Der sorgt dafür, dass der Köder nicht feucht wird, nicht schimmelt und nicht weggeschwemmt wird. Die Ratten können am Schwimmer vorbei in die Box gelangen, wo ihnen erst einmal der »ungiftige, superleckere Ratten-Muffin-Schmackofatz« angeboten wird. Die Ratten werden regelrecht angefüttert, die Futterstelle „spricht sich herum“, immer mehr Tiere kommen. Wie viele, das misst ein Infrarotsensor in der Box. Die Daten werden per Funk ausgelesen und über Computer ausgewertet.

Eine gut angenommene Futterstelle wird von bis zu 50 Ratten aufgesucht. Erst wenn solch ein Peak erreicht ist, wird der Schmackofatz gegen Gift getauscht. Die an sich sehr vorsichtigen Ratten nehmen jetzt den Köder an, der auf der Basis von Blut Gerinnungshemmern funktioniert.

Mit der TocProtect® Box ist eine systematische Bekämpfung und damit die Bekämpfung einer ganzen Population in kurzer Zeit möglich. Nebenbei gewinnt der KMB durch die elektronische Erfassung gute Einblicke, wie hoch die Rattenpopulation an den jeweiligen Fraß- und Messstellen ist.

Weitere Auskünfte erteilt Ihnen Herr Größer unter der Tel.-Nr. 06251/10 96 31.

 

Kläranlage als Herzstück des Verbands

KMB: Millionen-Investitionen in die Anlage und das Kanalnetz / Abwassergebühren im Vergleich zu den Nachbarstädten mit am günstigsten

Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 17.12.2015 von Redaktionsmitglied Dirk Rosenberger

 

BENSHEIM. Kläranlagen taugen nicht unbedingt als Vorzeigeobjekte. Wenn Städte und Gemeinden über ihre Vorzüge sprechen, genießen  Funktionseinrichtungen nicht die höchste Priorität. Beim Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) sieht man das etwas anders. Das verbandseigene Werk an der Hartbrücke in Bensheim gilt als eines der leistungsfähigsten in Hessen.

 

4,8 Millionen Euro hat der KMB allein in den vergangenen vier Jahren investiert – unter anderem in die Erweiterung des Rechengebäudes, die Erneuerung des Blockheizkraftwerks und den Bau einer Netzersatzanlage, um bei Stromausfall den Betrieb sicherstellen zu können. Darauf wiesen  Geschäftsführer Frank Daum und Verbandsvorsitzender Helmut Sachwitz in einem Bilanzgespräch hin.etwas anders. Das verbandseigene Werk an der Hartbrücke in Bensheim gilt als eines der leistungsfähigsten in Hessen.

 

Ausgelegt ist die Anlage für 90.000 Einwohnerwerte. Momentan sind 60.000 angeschlossen. Die Differenz erklärt sich mit der Schließung der Papierfabrik Euler vor acht Jahren. Das Unternehmen allein hatte umgerechnet einen Verbrauch von 20.000 bis 25.000 Einwohnern. In den nächsten Jahren soll der Modernisierungskurs fortgeführt werden. Dabei müssen einige gesetzliche Vorgaben umgesetzt werden. Weil ab 2017 Klärschlamm nicht mehr als landwirtschaftlicher Dünger verwendet werden darf, braucht es eine alternative Lösung – die vermutlich auf Verbrennung hinausläuft. Allerdings nicht vor Ort, sondern bei einem externen Dienstleister.

 

Eine vierte Reinigungsstufe, die Arzneimittelrückstände aus der Anlage herausfiltert, ist laut Helmut Sachwitz zurzeit kein Thema. Es
gebe weder eine gesetzliche Verpflichtung noch seien Grenzwerte festgelegt worden. Vorsorglich habe man aber klären lassen, mit welchen Kosten und Flächenbedarf ein solcher Schritt verbunden sei. Präventiv wird man aber nicht tätig werden und Geld dafür in die Hand nehmen. „Das wäre in der jetzigen Situation unnötig und würde letztlich nur zu einer Belastung der Bürger führen“, meinte Sachwitz.

 

Stichwort Gebühren: Der KMB sieht sich im Vergleich zu anderen Kommunen in der Nachbarschaft wirtschaftlich gut aufgestellt. In
Bensheim kommt es ab 2016 zu einer Senkung von 1,75 auf 1,65 Euro je Kubikmeter Abwasser. In Lautertal muss allerdings erhöht werden – von 3,48 auf 3,64 Euro (wir haben berichtet). Geschäftsführer Frank Daum führt die Diskrepanz zwischen Bensheim und Lautertal auf zwei Faktoren zurück: Den unterschiedlichen Wasserverbrauch pro Kopf und die Länge des Kanalnetzes. Das ist in der Gemeinde umgerechnet 27 Prozent pro Kopf länger als in der Stadt – die geografische Lage gereicht Lautertal in diesem Fall zum Nachteil. Ein höherer Unterhaltungswert der Anlagen schlägt sich ebenfalls im Preis nieder.

 

Im interkommunalen Vergleich stehe der KMB mit Bensheim, Einhausen und Lautertal bei den Gebühren dennoch gut da, verweist
Daum beispielhaft auf Biblis (3,97 Euro), Heppenheim (3,10 Euro) und Lorsch (3,17 Euro). In Einhausen müssen die Bürger momentan 2,40 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser zahlen.

 

Deutlich mehr Geld als in die Kläranlage mussten seit 2011 in das Kanalnetz selbst gesteckt werden. Elf Millionen Euro kamen unterm Strich zusammen. Etwas mehr als die Hälfte wurde in Bensheim investiert. Die Erschließung von Neubaugebieten wie jetzt in Schwanheim und in Auerbach spielen dabei eine Rolle. Auch bei der Abwasserbeseitigung plant der Zweckverband bereits für die Zukunft. Ein  Generalentwässerungsplan für das gesamte Verbundgebiet muss erstellt werden, weil der bisherige nicht flächendeckend und zudem veraltet ist. Außerdem soll der Anteil von Fremdwasser im Kanalnetz reduziert werden. Besonders in den Hanglagen von Lautertal, Gronau, Zell und Hochstädten kommt es zu Belastungen. Daum bezifferte den Anteil auf 30 Prozent. „Das führt unter anderem zu einem höheren Energieaufwand bei den Pumpstationen.“ Mit einem Sanierungskonzept sollen die „Löcher“ im Netz gestopft werden.

 

95 Mitarbeiter, drei Kommunen

  • Der Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße wurde 1964 als Abwasserverband Bensheim-Lautertal gegründet.
  • Der Neubau des Klärwerks 1974 war ein erster Meilenstein in der Geschichte des KMB.
  • 1992 trat die Gemeinde Einhausen dem Abwasserverband bei, aus dem 2004 schließlich der Zweckverband wurde.
  • Zuvor hatte man im Jahr 2001 die Aufgaben im Straßen- und Ingenieurbau von der Stadt Bensheim übernommen. Seit 2002 befinden
    sich die Kanalnetze der drei Kommunen im Besitz des Zweckverbands.
  • 2011 folgte die Eingliederung des Eigenbetriebs Bauhofservice Bensheim. Zum 1. Januar 2016 übernimmt der KMB auch die Aufgaben des Bauhofs Lautertal.
  • Die Mitarbeiterzahl ist von 24 im Jahr 2010 auf 95 zum 1. Januar 2016 gestiegen. Aus Lautertal stoßen elf Personen zum Team.
  • Der KMB beschäftigt drei Auszubildende, darunter zum ersten Mal im Bereich der Kläranlage. Der Lehrling ist seit August mit an Bord.
  • Der Jahresumsatz beläuft sich auf 15,9 Millionen Euro (2010: 8,9 Millionen). Die Bilanzsumme beträgt 58,8 Millionen.
  • Die Eigenkapitalquote konnte in den vergangenen fünf Jahren von 3,8 auf 11,1 Prozent erhöht werden.
  • Die Verbindlichkeiten haben sich seit 2010 von 46,2 Millionen auf 43,8 Millionen Euro leicht reduziert.
  • Die Zinsentwicklung verläuft nach Angaben der Geschäftsführung ebenfalls positiv. Durch die Umschuldung eines Darlehens in Höhe von zwölf Millionen Euro im Jahr 2011 konnte die Belastung in den vergangenen zehn Jahren um fast eine Million Euro reduziert werden.