Informiert sein und vorsorgen: KMB bietet neue Starkregengefahrenkarten als Infoservice für Bürger:innen

Zu viel Regen innerhalb kürzester Zeit in einem lokalen, sehr begrenzten Gebiet: Sogenannte Starkregenereignisse treten aufgrund des Klimawandels leider immer häufiger auf. Der KMB beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema und arbeitet die Möglichkeiten der Starkregenvorsorge heraus.

Als neuen Bürgerservice hat der Zweckverband Starkregengefahrenkarten für sein Verbandsgebiet auf der KMB-Website veröffentlicht. Über diese digitalen Karten lässt sich für die Bürger:innen die Überflutungsgefahr in der eigenen Umgebung besser abschätzen, wenn die Kapazitäten des Kanalnetzes erschöpft sind und das Wasser nicht mehr ablaufen kann. Denn die Kanalnetze sind grundsätzlich nicht auf Starkregenereignisse ausgerichtet. Die erforderlichen Größendimensionen wären nicht wirtschaftlich und auch nicht umsetzbar.

Da es technisch und wirtschaftlich nicht möglich ist, die Kanalisation für die Ableitung sämtlicher auftretender Niederschlagsereignisse auszulegen, kann es bei Starkregen im Fall einer vollständig ausgelasteten Kanalisation zu Überflutungen auf der Oberfläche kommen. Die Beherrschung dieser Oberflächenabflüsse liegt allerdings nicht mehr ausschließlich im Aufgabengebiet des Kanalnetzbetreibers und der Kommune, sondern sie ist als Gemeinschaftsaufgabe aller Betroffenen, auch der Grundeigentümer zu verstehen.

Mit den kürzlich abgeschlossenen Untersuchungen zur Überflutungssicherheit wurden die letzten Arbeiten im Zusammenhang mit dem „GEP“ (Generelle Entwässerungsplanung) für das Einzugsgebiet der Gruppenkläranlage Bensheim abgeschlossen.

Im Vorfeld der Dimensionierungs- und Nachweisberechnungen erfolgten umfangreiche Niederschlag-Abfluss-Messungen, die zur Kalibrierung aller Eingangsparameter des hydraulischen Modells dienten.

Mit dem kalibrierten hydraulischen Modell wurden dann sowohl die Oberflächenabflüsse als auch die Abflüsse in der Kanalisation für die maßgeblichen Bemessungsregen berechnet und der Nachweis der ausreichenden Leistungsfähigkeit, d.h. der Überstaufreiheit des Kanalsystems im Zusammenhang mit seinen Zulaufstrukturen erbracht.

Es handelt sich dabei um eine sogenannte gekoppelte Modellierung. Für die lokalisierten hydraulischen Engpässe der Kanalisation wurden Sanierungsmaßnahmen entwickelt, die sich bereits vielfach in der Realisierung befinden.

Damit hat der KMB als Kanalnetzbetreiber seine Aufgaben hinsichtlich der Sicherstellung eines ausreichend dimensionierten Kanalnetzes erfüllt.

Anwohner können mit dem digitalen Kartenservice des KMB prüfen, wie gefährdet z.B. ihre Straße oder ihr Grundstück im Falle eines Starkregens ist, um dann ggf. entsprechende Schutzvorkehrungen treffen zu können. In den Starkregengefahrenkarten sind Regenabflüsse an der Erdoberfläche bei einem definierten Regenereignis berechnet und grafisch dargestellt. In diesem Zusammenhang betont Geschäftsführer Frank Daum: „Die Karten beruhen auf mathematischen Berechnungen. Individuelle, abflussrelevante Faktoren wie z.B. kleine Mauern können in dem Modell nicht erfasst werden. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Karten sind Hinweise zu den Ergebnissen sowie Rückmeldungen von durch Überflutungen Betroffener erwünscht. Alle Informationen werden gesammelt und können nach Übernahme in das Berechnungsmodell zur Verbesserung der Ergebnisse beitragen.

Wichtig zu wissen:

Die Starkregenvorsorge betrachtet in erster Linie die Auswirkungen von starken Niederschlägen auf das Kanalnetz und sein Fassungsvermögen. Dieser Bereich liegt in den Händen des KMB – wohingegen der Hochwasserschutz unter anderem der Frage nachgeht, welche Gewässer im Falle eines Starkregens zu Überflutungen führen können. Diese Aufgabe liegt beim Gewässerverband Bergstraße.

Obwohl dem KMB weder Haushaltsmittel noch personelle Ressourcen für das Thema Hochwasserschutz zur Verfügung stehen, hat der Verband schon vor langer Zeit – weit vor der Flutkatastrophe im Ahrtal – das Thema Hochwasserschutz ergänzend zur Starkregenvorsorge eigeninitiativ angepackt. Im Jahr 2020 wurde vom KMB die Erstellung einer Überflutungsanalyse mit gekoppelter Oberflächenabfluss- und Kanalnetzberechnung für das Einzugsgebiet der Gruppenkläranlage Bensheim erteilt. Darüber hinaus unterstützt der KMB seit Januar 2019 das Mainzer Forschungsprojekt „AKUT“ zur Überflutungsvorsorge.

Die Auswirkungen von Überflutungen durch über die Ufer tretende Bäche sind nicht Inhalt der Bearbeitung, da diese Tätigkeiten nicht in den Verantwortungsbereich des KMB als Kanalnetzbetreiber fallen.

Gefahr: Rückstau im Kanal

Bei Starkregenereignissen kann sich das Wasser im öffentlichen Kanalnetz bis auf Straßenniveau oder höher stauen. In Gebäuden, die nicht gegen Rückstau geschützt sind, kann das aufgestaute Abwasser beispielsweise über Waschbecken, Waschmaschinen, Bodenabläufe oder Toiletten in Kellerräume eindringen und erhebliche Schäden verursachen. Hauseigentümer sind dazu verpflichtet, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen und ihre Grundstücke und Häuser zu sichern. Die neuen Starkregengefahrenkarten bieten hier eine wichtige Orientierung bei der Gefahreneinschätzung.

Über den KMB

Der Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße betreibt die öffentliche Abwasserentsorgung in Bensheim, Biblis, Einhausen, Groß-Rohrheim und Lautertal gemäß dem hessischen Wassergesetz und ist für ein Kanalnetz von ca. 450 km verantwortlich. Der Verband trägt durch kompetente Planung und den nachhaltigen Betrieb der Kanäle aktiv zum Schutz der Kanäle vor den Folgen durch Starkregen bei. Hierzu zählen insbesondere die Schaffung von Regenrückhalteräumen und die regelmäßige Inspektion, Wartung und Instandsetzung der Kanalisation. In den letzten Jahren erfolgten zudem zahlreiche Investitionen in das Kanalnetz, um Schäden durch starke Regenfälle zu verringern.

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