Beiträge

Drei Millionen Euro fließen in Kläranlage

Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 05.06.2013 von Redaktionsmitglied Dirk Rosenberger

Regenüberlaufbecken

Rechengebäude

BENSHEIM. Der gemeine Bensheimer verbraucht täglich 90 Liter Wasser. Was in der Toilette verschwindet oder beim Duschen, Kochen und Hände waschen abfließt, landet in der Gruppenkläranlage des Zweckverbands Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) im Neuwiesenfeld.Dort werden die Abwässer aus Bensheim, Lautertal und Einhausen gereinigt. Um weiterhin reibungslose Abläufe gewährleisten zu können und sich zukunftssicher aufzustellen, investiert der KMB 3,2 Millionen Euro in die Kläranlage. Das teilten Geschäftsführer Frank Daum, Verbandsvorsteher Helmut Sachwitz und Daniel Zimmermann gestern mit. Zimmermann ist der Bereichsleiter für den Kläranlagenbetrieb. Insgesamt werden vier Vorhaben umgesetzt.

 

Erweiterung des Rechengebäudes

Der größte Kostenpunkt mit 1,7 Millionen Euro bildet der Umbau des sogenannten Rechengebäudes. Im Gebäude aus den 70er Jahren werden im Zuge einer mechanischen Reinigung alle groben Stoffe aus dem Schmutzwasser herausgefiltert. „Toilettenpapier, Holz, Treibgut, Plastikteile. Vieles was nicht ins WC gehört“, erklärte Zimmermann. Der Umbau umfasst neben der Erweiterung des Hauses die Erneuerung der Ausrüstung und einen eigenen Anbau für die Maschinentechnik. Künftig wird die Brühe über Förderschnecken nicht nur in eine, sondern zwei Reinigungsstraßen laufen. „Das verbessert die Qualität deutlich“, so Daum. 1,7 Millionen Euro müssen veranschlagt werden.

Für 310.000 Euro erhält die Anlage außerdem ein Notstromaggregat. Das wird in einem Container hinter den Faultürmen aufgebaut. Bisher konnte bei einem Stromausfall über die eigenen Blockheizkraftwerke die Versorgung kurzzeitig sichergestellt werden. Eine in Auftrag gegebene Risikobewertung eines Ingenieursbüros empfahl jedoch, sich mehr Unabhängigkeit zu verschaffen. „Wir müssen gewährleisten, dass in einem Katastrophenfall kein ungeklärtes Abwasser in die Umwelt gelangt“, betonte Sachwitz. Bei neuen Anlagen gehört diese Absicherung bereits zum Standard. Bensheims größte Reinigungsmaschine wurde jedoch Mitte der 90er Jahre zum letzten Mal saniert. Die Verantwortlichen wollen mit der Modernisierung nicht nur auf den neusten Stand der Technik kommen, sondern „höchstmögliche Sicherheit ausgestalten“ (Daum).

Dass sich nach zwei Jahrzehnten die Welt weitergedreht hat, zeigt sich vor allem im Schaltraum. Die Prozessleittechnik und die programmierbare Steuerung bedürfen dringend einer Aktualisierung. Das Betriebssystem arbeitet mit DOS, Ersatzteile schwierig zu beschaffen. 800.000 Euro kostet die Optimierung – was gut angelegtes Geld sein dürfte, schließlich laufen alle Vorgänge computergesteuert ab.

Der letzte Punkt auf der Investitionsliste dient in erster Linie der Arbeitserleichterung der Mitarbeiter. Schrittweise werden alle Außenstationen im Verbandsgebiet vernetzt. Das bedeutet: Bei einer Störmeldung musste bisher gleich vor Ort nach der Ursache gesucht werden. Nach der Umrüstung kann zunächst aus der Ferne über PC, Laptop oder Tablet geprüft werden, was für ein Problem vorliegt. Bis alle Stationen angebunden sind, werden aber noch einige Jahre ins Land gehen. „Wir haben mit den größeren angefangen“, so Zimmermann.

Arbeiten dauern bis 2014

Alle fünf Jahre lässt der KMB die Kläranlage zertifizieren, zuletzt 2012. „Das verlief ohne Probleme und Beanstandungen. Es geht aber nur mit qualifiziertem Personal und einem optimalen technischen Zustand der Einrichtungen“, betonte Verbandsvorsteher Sachwitz. In der Verbandsversammlung sei die Erneuerung einstimmig beschlossen worden. Sachwitz wertete dies als Indiz, dass die interkommunale Zusammenarbeit an dieser Stelle funktioniert und Vertrauen in die Entscheidungsträger vorhanden ist.

Die Umbauarbeiten auf dem weitläufigen Gelände sollen im Frühjahr 2014 zum Abschluss kommen. Die Installation des Notstromaggregats nimmt mehr Zeit in Anspruch, weil das Gerät individuell auf die Bensheimer Erfordernisse zugeschnitten wird.

Zahlen und Fakten

  • Die Kläranlage des KMB wurde 1974 gebaut und 1982 um eine Schlammentwässerungsanlage erweitert.
  • Täglich werden durchschnittlich 14.000 Kubikmeter Abwasser gereinigt, im Jahr beläuft sich die Summe auf 5,5 Millionen Kubikmeter.
  • Ein Durchlauf dauert rund 28 Stunden. Bei Regenwetter flutscht es entsprechend schneller (20 Stunden), an trockenen Tagen geht es langsamer voran (39 Stunden).
  • Der jährliche Energiebedarf liegt bei 1,9 Millionen Kilowattstunden Strom. 900.000 Kilowattstunden werden über drei eigene Blockheizkraftwerke abgedeckt, in denen Klärgas umgewandelt wird. Der weitere Bedarf wird über Ökostrom abgedeckt, der zugekauft werden muss.
  • Das Kanalnetz des Zweckverbands ist 329 Kilometer lang. 23 Pumpwerke, 18 Regenüberlaufbecken und 33 Regenüberlaufbauwerke liegen im Einzugsgebiet verteilt.
  • Die Größe der Kläranlage, in der das Abwasser aus Bensheim, Lautertal und Einhausen aufbereitet wird, ist auf 90.000 Einwohner ausgelegt. Der derzeitige Auslastungsgrad beträgt 75 Prozent – Reserven sind demnach vorhanden.
  • Die Wasserwerte werden täglich gemessen und im Labor überwacht. Nach der Reinigung fließt das geklärte Abwasser in den Mühl- und Mittelgraben.
  • Der Zweckverband ist neben der Abwasserentsorgung als Dienstleistungsunternehmen im kommunalen Straßenbau tätig. Außerdem gehören der Bauhof-Service Bensheim und das Bestattungswesen seit 2011 zum KMB.

Minister betont nachhaltige und entlastende Wirkung der Straßenbauprojekte

Für die Bensheimer Steuerzahler sieht die Bilanz recht positiv aus, denn vieles von dem, was sie in der Vergangenheit erwirtschaftet haben, fließt derzeit wieder zurück, verbessert die Infrastruktur und damit die Lebensqualität vor Ort. Darauf machten Bürgermeister Thorsten Herrmann und sein Überraschungsgast, Staatsminister Michael Boddenberg, bei der offiziellen Freigabe des Kreisverkehrsplatzes Berliner Ring/Saarstraße aufmerksam.

„Es ist ihr Geld“ verwies der Hessische Minister für Bundesangelegenheiten und Bevollmächtigte des Landes beim Bund darauf, dass bei der Bezuschussung von Maßnahmen das Land nur über Prioritäten entscheide. Da der Hessentag auch so eine Priorität ist, kommt aktuell der Stadt Bensheim zugute. Bei der finanziellen Förderung des Landes gehe es aber vor allem darum, dass eine Stadt als Veranstaltungsort auch über den Hessentag hinaus etwas von diesem Landesfest habe. „Wir helfen dabei, die Infrastruktur für die Zukunft auszubauen und investieren lieber in Projekte, die in der Bilanz eine Kommune Vermögenswerte schaffen“, so Boddenberg. Wenn solche Projekte dann auch noch zur Entlastung der Bürgerschaft beitragen, seien das erfreuliche und sinnvolle Investitionen, beglückwünschte der Minister die Stadt zu den aktuellen Straßenbauprojekten.

Neben dem inzwischen abgeschlossenen Umbau des Kreuzungsbereiches Berliner Ring/Saarstraße zum Kreisverkehrsplatz inklusive des Ausbaus der verlängerten Saarstraße ging es am Freitag auch um den offiziellen Baubeginn für den Kreisverkehrsplatz Berliner Ring/Europaallee. An diesem „Ersten Spatenstich“ konnte der Gast aus Wiesbaden aber nicht teilnehmen, denn er musste zur Verleihung eines Bundesverdienstkreuzes pünktlich im Odenwald sein. Bürgermeister Herrmann hatte ihn nach den Firmenbesuchen bei Sirona und Tyco Electronics kurzerhand zum Berliner Ring „umgeleitet“.

Bürgermeister Thorsten Herrmann nutzte die beiden Ortstermine an der Saarstraße und an der Europaallee, um den Mandatsträgern aus der Stadtverordnetenversammlung und den zuständigen Ortsbeiräten, den Vertretern der beteiligten Planungsbüros und Baufirmen, den Vertretern der Zukunftswerkstatt Auerbach sowie den betroffenen Anliegern für die Unterstützung bei der Realisierung der Baumaßnahme zu danken.

Dank sagte er insbesondere dem Zweckverband KMB, unter dessen Verantwortung das Projekt zeitgerecht und im vorgesehenen Finanzrahmen abgewickelt wurde.

Wichtig war ihm auch der Hinweis auf die in ihrer Mobilität beeinträchtigten Verkehrsteilnehmer, die beim Ausbau des Kreisverkehrsplatzes auch berücksichtigt wurden. „Es ist uns wichtig, bei allen öffentlichen Maßnahmen auf Barrierefreiheit beziehungsweise Barrierearmut zu achten, damit niemand ausgeschlossen wird“.

Als sinnvoll, da auch kostensparend, nannte der Bürgermeister die Zusammenlegung der Projekte Kreisverkehrsplatz und Ausbau beziehungsweise Ertüchtigung der verlängerten Saarstraße.

Sowohl der Kreisverkehrsplatz Saarstraße als auch der jetzt in Angriff genommene Kreisverkehrsplatz Europaallee sind Maßnahmen, die in diesem Jahr im Rahmen des GVFG-Programms (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) gefördert werden. Insgesamt wurden für dieses Jahr fünf Projekte (üblich sind ein Projekt) aufgenommen. Neben den beiden genannten sind das noch der erste Bauabschnitt für den Ausbau der B 3, der dritte Bauabschnitt Westtangente sowie die beiden Kreisverkehrsplätze Obi/Rewe und Schwanheimer Straße.

 

Eckdaten zum Kreisverkehrsplatz Berliner Ring/Saarstraße

Der Kreisverkehrsplatz Berliner Ring/Saarstraße ist Teil des Verkehrsinfrastrukturprojektes Westtangente, mit dem  insbesondere der Berliner Ring in den bewohnten Abschnitten entlastet wird.

Die Baumaßnahme wurde innerhalb von acht Monaten abgewickelt und die Gesamtkosten lagen bei 2,88 Millionen Euro, wovon 1,32 Millionen auf den Umbau des Knotenpunktes und 1,56 Millionen Euro auf den Ausbau der verlängerten Saarstraße mit Neubau der Winkelbachbrücke entfielen. Das Land unterstützte die Maßnahme mit einem Zuschuss in Höhe von 1.267.700 Euro aus dem GVFG-Programm, außerdem wurde für die Knotenpunktlösungen entlang des Berliner Rings ein Investitionsdarlehen in Höhe von 1,6 Millionen Euro genehmigt.

Mit der Herstellung des Kreisels verbunden waren die Verschiebung der Parkplatzflächen auf der Nordseite der verlängerten Saarstraße weiter nach Westen mit neuer Zufahrt vom befestigten landwirtschaftlichen Weg, die Schaffung von zwei Bedarfshaltestellen für Busse südlich des Kreisels, der Ausbau der verlängerten Saarstraße bis zur Autobahnbrücke mit der Schaffung eines drei Meter breiten Geh- und Radweges auf der Nordseite, der Brücken-Neubau über den Winkelbach inklusive Geh- und Radweg  und Ergänzung der Beleuchtung entlang des Geh- und Radweges.

Die Erschließung der Tennishalle wurde neu geregelt und erfolgt jetzt über den Parkplatz des Tennisclubs. Gegenüber dem Sonnenhof, der wieder von allen Seiten angefahren werden kann, wurden für das beim Hessentag als Parkfläche vorgesehene Gelände die Ein- und Ausfahrten vorbereitet.

 

Eckdaten Kreisverkehrsplatz Berliner Ring/Europaallee

Mit der Fertigstellung des Kreisverkehrsplatzes wird noch in diesem Jahr gerechnet. In den erste beiden Monaten nach Baubeginn wird die östliche Hälfte des Platzes gebaut, in der zweiten Hälfte der Bauzeit wechselt die Baustelle auf die westliche Seite. Die Kosten des Projektes liegen bei insgesamt 816.400 Euro, aus dem GVFG-Programm steuert das Land 398.100 Euro bei.

In der aktuell laufenden Bauphase besteht im Bereich der Baustelle ein Linksabbiegeverbot, da der Verkehr auf dem Berliner Ring unter Einbeziehung des westlich verlaufenden Radweges in beiden Richtungen ohne Ampelregelungen läuft. Die Zu- und Ausfahrt Europaallee ist in dieser Zeit gesperrt, die Zufahrt zu den Parkflächen Badesee und Festplatz sind uneingeschränkt anfahrbar (von Süden kommend über die Zufahrt am Hotel).

Der Radverkehr in Richtung Norden wird über den Parkplatz Weststadthalle, die Joseph-Treffert- und Peter-Krenkel-Straße geführt. In Richtung Süden teilen sich die Radfahrer der Bürgersteig mit den Fußgängern. Fußgänger nutzen im südlichen Bereich der Baustelle die Brücke zur Überquerung des Berliner Rings und am nördlichen Ende der Baustelle wurde ein provisorischer Übergang eingerichtet.

Zuwendungbescheid liegt vor – Baubeginn für Kreisel Berliner Ring/ Europa-Allee im August

Nachdem die Stadtverordnetenversammlung in ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause die Annahme der Zuwendung für den Umbau des Knotenpunktes Berliner Ring/ Europa-Allee beschlossen hat, steht jetzt auch aus finanzieller Sicht dem Bau des dritten Kreisverkehrsplatztes auf dem Berliner Ring nichts mehr im Wege.

Im Rathaus traf jetzt von Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement der Bescheid über eine Zuwendung in Höhe von 398.100 EUR aus Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz – Kompensationsbetrag, kurz GVFG-Komp. ein.

Das Land fördert damit diese Verkehrsinfrastrukturmaßnahme mit 60 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten, die bei 663.600 EUR liegen. Insgesamt liegt der Kostenansatz für diesen Kreisverkehrsplatz bei 869.000 EUR. Entsprechend der Förderbestimmung muss innerhalb von vier Monaten nach dem Zuwendungsbescheid mit der Beauftragung der Maßnahme begonnen werden.

Seitens des KMB, der für die Stadt Bensheim die Straßenbauarbeiten ausführt, sind die Vorbereitungen schon so weit fortgeschriiten, dass mit den Bauarbeiten im August begonnen wird, damit der Kreisverkehrsplatz noch vor dem Winter fertiggestellt ist.

Im Haushaltsplan 2012 ist die Maßnahme mit entsprechenden Kostenansatz berücksichtigt.