Beiträge

Im Zweckverband wird rotiert

Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 04.07.2016 von BA-Mitarbeiterin Jeanette Spielmann


BENSHEIM. Schon nach 30 Minutenwar die konstituierende Sitzung des Zweckverbands Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) beendet – das deutet auf eine gute Vorbereitung und eine unproblematische Formaliehin. Eingeladen zur
konstituierenden Sitzung hattenHelmut Sachwitz als Verbandsvorsitzender und Frank Daum als KMB-Geschäftsführer in den Vortragsraum der Gruppenkläranlage. Es galt unter anderem, eben nicht nur einen neuen Vorsitzenden und dessen  Stellvertreter zu wählen, sondern auch Mitglieder für die Wahl in den Verbandsvorstand vorzuschlagen.

Problemlose Personalien

Der Sitzungsälteste:

Die gute Vorbereitung zeigt sich bereits bei der Wahl des Sitzungsältesten, der bis zur Wahl des Vorsitzenden die Versammlung leitete. Eigentlich stünde diese Ehre Dr. Hermann Sturm aus Einhausen zu. Da er aber zur Wahl für den Vorsitz stand, übernahm der zwei Jahre jüngere Richard Meckel aus Lautertal die Sitzungsleitung. Das nur für kurze Zeit, denn die Wahl von Sturm erfolgte schnell und einstimmig, ebenso wie die folgenden Wahlgänge.
 

Vorsitz der Versammlung:

Entsprechend der Satzung wechseln sich die Gemeinden Lautertal und Einhausen im Wechsel der Wahlperioden ab. –  Bensheim steht satzungsgemäß der Vorsitz im Verbandsvorstand zu. Nachdem in der vergangenen Wahlperiode mit Udo Rutkowski ein Lautertaler die Verbandsversammlung leitete, fiel jetzt der Vorsitz an die Weschnitzgemeinde. Gewählt wurde Dr. Hermann Sturm. Dementsprechend werden die beiden Positionen der Stellvertretung von der Stadt Bensheim und der Gemeinde Lautertal besetzt. Dabei fiel die Wahl auf Henning Ameis aus Bensheim und Anja Müller aus Lautertal.

Die Schriftführer:

Wie bisher übernimmt Verbandsgeschäftsführer Frank Daum diese Aufgabe in der Versammung. Seine Vertretung ist die Verbandsbedienstete Ute Hiesinger. Beide wurden einstimmig gewählt.

Der Vorstand:

Gewählt wurden von der Verbandsversammlung auch die neun Delegierten aus den Mitgliedsgemeinden (jeweils drei), die künftig den Verbandsvorstand bilden. Für Bensheim gehen Erster Stadtrat Sachwitz, Stadtrat Hans Seibert und Stadtrat Norbert Bauer in den Verbandsvorstand, aus Lautertal sind es Bürgermeister Jürgen Kaltwasser, Beigeordneter Dr. Karl-Josef Kuhn und Gemeindevertreter Markus Bormuth. Einhausen wird im Vorstand durch Bürgermeister Helmut Glanzner, Beigeordneten Bernd Gärtner und Gemeindevertreter Armin Kromer vertreten. Die Wahl des Vorsitzenden und seiner Stellvertreter erfolgt in knapp zwei Wochen in einer nichtöffentlichen Sitzung.

Teilweise heikle Sachthemen

Bauhöfe:

Informiert wurde die Versammlung noch über die planmäßige Integration des Lautertaler Bauhofs in den Zweckverband und den problemlos angelaufenen Echtbetrieb seit Anfang des Jahres. Nachgefragt wurde aber auch nach dem Sachstand bezüglich der Bauhof-Situation in Zwingenberg. Verbandvorsitzender Sachwitz betonte die gesprächsbereite, aber zurückhaltende Haltung des Zweckverbandes: „Aktuell gibt es keinen Anlass, sich in die internen Verbandsangelegenheiten“ in der Nachbarschaft einzumischen. Den Ausführungen des Verbandsvorstehers war zu entnehmen, dass über Sinnhaftigkeit und Eckpunkte einer möglichen Zusammenarbeit beider Zweckverbände zwar nachgedacht werde, aber das Heft des Handelns in Zwingenberg beziehungsweise Alsbach liege.

Ehrenvolle Verabschiedungen

Norbert Süßmuth:

Zum Abschluss der Verbandsversammlung wurde Norbert Süßmuth aus Lautertal verabschiedet, der von Oktober 2008 bis Mai 2016 dem Verbandsvorstand angehörte. Verbandsvorsitzender Sachwitz dankt ihm mit einem Weinpräsent für die gute und konstruktive Zusammenarbeit.

Dietmar Raulin:

Der Einhäuser gehörte dem Vorstand von Juni 2011 bis Mai 2016 an und war zuvor von Juni 2006 bis Mai 2011 stellvertreten-
des Mitglied in der Verbandsversammlung.

RudolfVolprecht:

Rudolf Volprecht war von Juni 2011 bis Mai 2016 Mitglied im Verbandsvorstand. Er war nicht anwesend.

Wichtige Aufgaben seit 52 Jahren

Die Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) ist ein Zweckverband nach den Vorschriften des Gesetzes über kommunale Gemeinschaftsarbeit, der von der Stadt Bensheim sowie den Gemeinden Einhausen und Lautertal gebildet wird. Zu seinen Aufgaben zählen seit der Gründung im Jahr 1964 die Abwasserentsorgung, der kommunale Straßenbau und der Bauhofservice mit Bestattungswesen. Wichtiges Organ des Zweckverbandes ist die Verbandsversammlung, die sich aus den Delegierten der Mitgliedskommunen zusammensetzt. Entsprechend muss nach der Kommunalwahl auch die Verbandsversammlung neu besetzt werden. Der Verbandsversammlung gehören jeweils fünf Delegierte aus den Mitgliedskommunen Bensheim, Lautertal und Einhausen an:

Stadt Bensheim:

Henning Ameis (Stellvertreter:Rico Klos), Antje Adam (Hans-Christian Wüstner), Norbert Koller (Andreas Born), Holger Steinert (Dr. Rolf Tiemann) und Tobias Fischer(Dominik Wetzel).

Gemeinde Lautertal:

Richard Meckel (Friedrich W. Mink), Hans-Dieter Bickelhaupt (Peter Rohlfs), Anja Müller (Erich Sauer), Wolfgang Helfrich
(Tobias Pöselt)und Udo Rutkowski (Frank Maus).

Gemeinde Einhausen:

Dr. Hermann Sturm (Nils Forell), Yvonne Spors (Patrick Freudenberger), Uwe Stellmann (Dominique Riedl), Sven Giörtz (Karin Schaller) und Darius Benzin (Dr. Birgit Schleep).

 

Die ersten neuen Fahrzeuge sind im Einsatz

Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 21.05.2016 von Redaktionsmitglied Thorsten Tritsch

 

LAUTERTAL. Die Übertragung des Bauhofs auf den ZweckverbandKommunalwirtschaft Bergstraße(KMB) nimmt erste Formen an: Knapp fünf Monate nach Beginn der interkommunalen Zusammenarbeit stehen die ersten neuen Fahrzeuge auf dem städtischen Betriebsgelände. Acht alte Fahrzeuge wurden bereits ausrangiert, fünf neue angeschafft. Die bisherige Investition beträgt 280000 Euro.
Das ist laut Zweckverbands-Geschäftsführer Frank Daum nur die erste Phase der Partnerschaft, die im November vergangenen Jahres besiegelt wurde. Nach einer anfangs durchaus auch emotional geführten Debatte stimmten am Ende sämtliche Beschlussgremien der Gemeinde Lautertal zu – und zwar über alle Parteigrenzen hinweg.
Der Bürgermeister kommentierte die Übernahme am Donnerstag ähnlich positiv wie vor einem halben Jahr. „Innerhalb kürzester Frist wurde der erste Meilenstein des Kooperationsvertrags angegangen“, so Jürgen Kaltwasser vor Ort. Durch das neue integrierte Fuhrparkkonzept sei nun ein wirtschaftlicheres und effektiveres Arbeiten möglich. Kaltwasser spricht von einer hervorragenden Zusammenarbeit, die mit dem Abriss und Neubau der Betriebsgebäude in die nächste Runde geht.
Daum geht davon aus, dass die maroden Bestandsgebäude sowie das Wohnhaus nach Erteilung der Abrissgenehmigung im September fallen werden. Mit dem Neubau an gleicher Stelle will der Zweckverband dann zeitnah starten. Geplant sind eine Lager- und eine Fuhrparkhalle sowie ein Sozialgebäude mit Werkstatt und einem weiteren Lager für Betriebsmittel. Auch Umkleiden, Waschräume und Toiletten umfasst der Komplex, für den der Verband Investitionskosten in Höhe von 905000 Euro angibt. Der Abbruch der alten Gebäude wird mit rund 150.000 Euro veranschlagt. Deren Substanz ist energetisch wie arbeitsschutzrechtlich indiskutabel. Eventuelle Altlastensanierungen sind auf dieser Rechnung nicht enthalten. Diese müsste die Gemeinde Lautertal übernehmen.

Initiative ging von Grünen aus.

Eine Aufwertung des Bauhofs im großen Stil sei für die Schutzschirmkommune undenkbar gewesen, betonte Jürgen Kaltwasser. Die Gemeinde ist seit Jahrzehnten  Mitglied im KMB und war 1964 Gründungspartner in dessen Vorgänger, dem gemeinsamen Abwasserverband von Bensheim und Lautertal. Es herrsche eine vertrauensvolle Beziehung, so der Rathauschef. Auch der Bensheimer Stadtrat und Verbandsvorsitzende Helmut Sachwitz spricht von einer guten und logischen Entscheidung. 2011 war bereits der Bensheimer Bauhof in der KMB eingegliedert worden. Der Verband hatte damals mit weiteren Kommunen gerechnet, die diesen Schritt gehen. Dann hat es doch noch vier Jahre gedauert, bis aus einem ersten Antrag – damals von der Grünen Liste Lautertal – ein konkretes Vertragswerk geworden ist. „Wir arbeiten auf Augenhöhe miteinander“, betonte Sachwitz die Kooperation, die am 1. Januar mit der Aufnahme des Echtbetriebs gestartet war – mit einem ziemlich kurzen Vorlauf, wie Frank Daum unterstreicht. Auch Personal, Anlagevermögen und Wirtschaftspläne wurden der neuen Regie übertragen.

Positive Zwischenbilanz

Nach den ersten fünf Monaten fällt die Zwischenbilanz aller Beteiligten durchweg positiv aus. Gleich im neuen Jahr wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Drei Unimogs aus den 80er Jahren hat der KMB bereits ausgesondert. Ebenso einen Bagger, einen Radlader, einen Anhänger,einen Aufsitzrasenmäher sowie das Auto des Vorarbeiters, das durch einen Neuwagen ersetzt wurde. Zugekauft wurden außerdem ein Unimog, ein Traktor und ein Radlader sowie ein großer Anhänger für den Bobcat-Bagger. Damit wurde der Bestand zunächst von acht auf vier Fahrzeuge reduziert. Der Einsatz von Sonderfahrzeugen und Spezialmaschinen (Friedhofsbagger, Kehrmaschinen) erfolgt von Bensheim aus. Auf dem Gelände am Brandauer Klinger parken nur die notwendigen Fahrzeuge, alles andere rollt je nach Bedarf aus der Nachbarstadt an. Genau das versteht der KMB unter „integriertes Konzept“. Künftig werden in Lautertal nur noch zwei Unimogs den Winterdienst erledigen. Im September wird der Bestand durch weitere Geräte erweitert. Für die weitere Modernisierung der Fahrzeuge nimmt der Verand nochmals rund 100.000 Euro in die Hand.

Mit dem Abriss des hinteren Gebäudes soll im April oder Mai 2017 begonnen werden. Dort entstehen eine offene Fahrzeughalle sowie weitere Funktionsgebäude. Auf dem Hof wird ein Streusalzsilo stationiert. Geschäftsführer Daum rechnet damit, dass der Betrieb Mitte nächsten Jahres komplett runderneuert sein wird. „Unser Bauhof bewahrt seine Identität“, freut sich Jürgen Kaltwasser. Auch Helmut Sachwitz betont: „Mit einer feindlichen Übernahme hat das nichts zu tun. Das Gegenteil ist der Fall.”

 

KMB: Land fördert die Zusammenarbeit der Gemeinde Lautertal mit dem Verband

Zuschuss für die Integration des Bauhofs

Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 29.03.2016 von Redaktionsmitglied Gerlinde Scharf

 

LAUTERTAL. Ein „großes Kompliment“ für ein herausragendes Beispiel interkommunaler Zusammenarbeit machte Werner Koch, Staatssekretär im hessischen Innenministerium, der Gemeinde Lautertal und dem Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) bei der Übergabe eines Zuwendungsbescheides in Höhe von 50 000 Euro. Dass das Geld dringend gebraucht und gut angelegt wird, darüber bestand weder bei Koch, noch Bürgermeister Jürgen Kaltwasser, Verbandsvorsteher Erster Stadtrat Helmut Sachwitz und KMB-Geschäftsführer Frank Daum der geringste Zweifel. Nach einem langen und steinigen, letztendlich aber doch erfolgversprechenden Weg hat der KMB den Lautertaler Bauhof, und damit auch dessen elf Mitarbeiter, zum 1. Januar übernommen – und wird fortan in den neuen Partner investieren. Wie Daum mitteilte, hat man beim KMB keine Zeit verloren und umgehend mit der Arbeit begonnen. Ein ebenso wirtschaftliches wie flexibles Fuhrparkkonzept sei erstellt worden, neue Fahrzeuge, wie ein Vorarbeiterwagen, ein Hänger und ein Radlader seien angeschafft worden. Im April soll ein großer Traktor geliefert werden. Im Gegenzug hat der Zweckverband die Anzahl der kostenintensiven Unimogs von vier auf zwei reduziert. Bei Engpässen  wird auf die Ressourcen in Bensheim zurückgegriffen.

Insgesamt 380 000 Euro investiert der KMB in die Modernisierung des Lautertaler Fuhrparks. Und das ist nicht alles: Das sanierungsbedürftige Bauhofgebäude im Brandauer Klinger in Reichenbach wird demnächst dem Boden gleichgemacht. An seine Stelle kommt ein Neubau. In der Außenstelle des KMB wird aus Synergiegründen künftig aber auf Verwaltungsräume und große Werkstätten verzichtet.
Verbandsvorsteher Sachwitz sah in der Bauhof-Integration „ein wichtiges Signal für andere, das Sinn hat“, das zu einem guten Ergebnis geführt habe und eine Verschlankung von Strukturen nach sich ziehe. Bei Beginn der Verhandlungen sei nicht unbedingt mit einer einvernehmlichen Regelung zu rechnen gewesen. „Emotionale Klippen“ seien zu überwinden gewesen.

„Es gab keine Ressentiments“

Letztendlich aber sei die interkommunale Zusammenarbeit in allen Beschlussgremien der Gemeinde Lautertal – und über alle Parteigrenzen hinweg – beschlossen worden, betonte Bürgermeister Jürgen Kaltwasser. Helmut Sachwitz dankte vor allem dem „Motor“ der Fusion, KMB-Geschäftsführer Frank Daum,  für dessen Beharrlichkeit und Verhandlungsgeschick. Nach einer Änderung des Umsatzsteuergesetzes sei die Übernahme schließlich möglich geworden. Für eine Schutzschirmgemeinde wie Lautertal sei die dringend notwendige Sanierung des Bauhofs finanziell nicht zu schultern gewesen, beschrieb Kaltwasser „eine schwierige Situation“ und wies daraufhin, dass die Gemeinde bereits seit Jahrzehnten Mitglied im KMB und dessen Vorgänger, dem Abwasserverband Bensheim – Lautertal, ist: „Es gab keine Ressentiments gegenüber dem größeren Partner. Wir haben eine offene Diskussion geführt.“ Dass es bislang von Bürgerseite keine kritischen Einwände gegen die Übernahme gegeben habe, wertete Kaltwasser als positives Zeichen: „Wir haben unsere Identität nicht aufgegeben.“

Dass interkommunale Zusammenarbeit noch immer die Ausnahme, aber uneingeschränkt zu unterstützen ist, machte der Überbringer der guten Nachricht, Staatssekretär Werner Koch, deutlich. Der demografische Wandel und die Haushaltssituationen vieler Gemeinden sprächen für eine Bündelung von Aufgaben. Der maximale Förderbetrag von 50.000 Euro solle deshalb Motivation für andere sein und gleichzeitig die neuen Partner unterstützten und ermutigen: „Der KMB ist ein Vorbild.“

 

Staatssekretär Werner Koch (links) übergab einen Landeszuschuss in Höhe von 50000 Euro an den KMB, rechts dessen Geschäftsführer Frank Daum mit dem Lautertaler Bürgermeister Jürgen Kaltwasser

Staatssekretär Werner Koch (links) übergab einen Landeszuschuss in Höhe von 50000 Euro an den KMB, rechts dessen
Geschäftsführer Frank Daum mit dem Lautertaler Bürgermeister Jürgen Kaltwasser

 

Erst Bensheim, jetzt Lautertal

KMB: Übernahme des Bauhofs ein weiterer Meilenstein

Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 17.12.2015 von Redaktionsmitglied Dirk Rosenberger

 

BENSHEIM. Die Ausrichtung ist eindeutig: Der Bauhof Lautertal soll nicht der letzte gewesen sein, der vom Zweckverband KMB  übernommen wird. Mittel- und langfristig sollen weitere Kommunen diese Aufgabe übertragen. „Das macht einfach Sinn“, kommentierte Verbandsvorsteher Helmut Sachwitz.

 

Zum 1. Januar werden aber zunächst die Lautertaler eingegliedert – für Gemeindevertreter Udo Rutkowski, zugleich Vorsitzender der Verbandsversammlung, eine gute Entscheidung und ein Glücksfall. „Der KMB ist unser Verband. Da herrscht ein Grundvertrauen. Außerdem haben sie mit dem Bensheimer Bauhof bewiesen, dass sie es können.“ Lautertal wäre nicht in der Lage gewesen, 1,3 Millionen Euro für ein neues Gebäude und die Erneuerung des Fuhrparks zu stemmen. Mitte 2016 sollen die Arbeiten beginnen. Unverständlich sei für ihn nach wie vor, warum eine Stadt wie Zwingenberg im Verbund mit Alsbach eigene Wege gehe, statt sich dem KMB anzuschließen. „Das ist jetzt schon absehbar, dass die Kosten aus dem Ruder laufen“, so Rutkowski. Die Übernahme des Bensheimer Bauhofs im Jahr 2011 hatte für den KMB Modellcharakter. Die damaligen Vorarbeiten führen laut  Geschäftsführer Frank Daum jetzt dazu, dass man weitere Betriebe möglichst geräuschlos und effizient eingliedern kann.

 

Neben interkommunalen Kooperationen wie bei den Bauhöfen zählen Abwasserentsorgung sowie Straßen- und Ingenieurbau zu den Kernaufgaben des Verbands. Die Mitarbeiter  betreuen ein Straßennetz mit einer Länge von 210 Kilometern. Dazu zählen außerdem 140 Bauwerke, vornehmlich Brücken und Stützwände. Im Bensheimer Haushaltsplan schlagen sich die Leistungen des Geschäftsbereichs mit 7,2 Millionen Euro nieder. „Das größte Budget einer Facheinheit“, so Daum. Die Investitionen in den Straßenbau waren in den vergangenen vier Jahren – geprägt vom Hessentag – durchaus beachtlich. 23,8 Millionen flossen unter anderem in den Neubau der Westtangente, den Kreisel Saarstraße und den Ausbau der B3. Der Zustand der Straßen wird beim KMB im Fünf-Jahres-Rhythmus erfasst. Die aktuelle Studie läuft. Von 2005 bis 2010 hat sich der sogenannte Gebrauchswert durch einige Unterhaltungsmaßnahmen verbessert. Verschlechtert hat sich hingegen der Substanzwert, weil man nach Möglichkeit „auf grundhafte Erneuerungen verzichtet, um die Bürger nicht über  Anliegergebühren zu belasten“, betonte Helmut Sachwitz. In einigen Fällen könne man nicht darauf verzichten – wie bei der Erneuerung der Rodauer Straße in Fehlheim. Die Arbeiten an der Ortsdurchfahrt sollen im späten Frühjahr beginnen.

Kläranlage als Herzstück des Verbands

KMB: Millionen-Investitionen in die Anlage und das Kanalnetz / Abwassergebühren im Vergleich zu den Nachbarstädten mit am günstigsten

Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 17.12.2015 von Redaktionsmitglied Dirk Rosenberger

 

BENSHEIM. Kläranlagen taugen nicht unbedingt als Vorzeigeobjekte. Wenn Städte und Gemeinden über ihre Vorzüge sprechen, genießen  Funktionseinrichtungen nicht die höchste Priorität. Beim Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) sieht man das etwas anders. Das verbandseigene Werk an der Hartbrücke in Bensheim gilt als eines der leistungsfähigsten in Hessen.

 

4,8 Millionen Euro hat der KMB allein in den vergangenen vier Jahren investiert – unter anderem in die Erweiterung des Rechengebäudes, die Erneuerung des Blockheizkraftwerks und den Bau einer Netzersatzanlage, um bei Stromausfall den Betrieb sicherstellen zu können. Darauf wiesen  Geschäftsführer Frank Daum und Verbandsvorsitzender Helmut Sachwitz in einem Bilanzgespräch hin.etwas anders. Das verbandseigene Werk an der Hartbrücke in Bensheim gilt als eines der leistungsfähigsten in Hessen.

 

Ausgelegt ist die Anlage für 90.000 Einwohnerwerte. Momentan sind 60.000 angeschlossen. Die Differenz erklärt sich mit der Schließung der Papierfabrik Euler vor acht Jahren. Das Unternehmen allein hatte umgerechnet einen Verbrauch von 20.000 bis 25.000 Einwohnern. In den nächsten Jahren soll der Modernisierungskurs fortgeführt werden. Dabei müssen einige gesetzliche Vorgaben umgesetzt werden. Weil ab 2017 Klärschlamm nicht mehr als landwirtschaftlicher Dünger verwendet werden darf, braucht es eine alternative Lösung – die vermutlich auf Verbrennung hinausläuft. Allerdings nicht vor Ort, sondern bei einem externen Dienstleister.

 

Eine vierte Reinigungsstufe, die Arzneimittelrückstände aus der Anlage herausfiltert, ist laut Helmut Sachwitz zurzeit kein Thema. Es
gebe weder eine gesetzliche Verpflichtung noch seien Grenzwerte festgelegt worden. Vorsorglich habe man aber klären lassen, mit welchen Kosten und Flächenbedarf ein solcher Schritt verbunden sei. Präventiv wird man aber nicht tätig werden und Geld dafür in die Hand nehmen. „Das wäre in der jetzigen Situation unnötig und würde letztlich nur zu einer Belastung der Bürger führen“, meinte Sachwitz.

 

Stichwort Gebühren: Der KMB sieht sich im Vergleich zu anderen Kommunen in der Nachbarschaft wirtschaftlich gut aufgestellt. In
Bensheim kommt es ab 2016 zu einer Senkung von 1,75 auf 1,65 Euro je Kubikmeter Abwasser. In Lautertal muss allerdings erhöht werden – von 3,48 auf 3,64 Euro (wir haben berichtet). Geschäftsführer Frank Daum führt die Diskrepanz zwischen Bensheim und Lautertal auf zwei Faktoren zurück: Den unterschiedlichen Wasserverbrauch pro Kopf und die Länge des Kanalnetzes. Das ist in der Gemeinde umgerechnet 27 Prozent pro Kopf länger als in der Stadt – die geografische Lage gereicht Lautertal in diesem Fall zum Nachteil. Ein höherer Unterhaltungswert der Anlagen schlägt sich ebenfalls im Preis nieder.

 

Im interkommunalen Vergleich stehe der KMB mit Bensheim, Einhausen und Lautertal bei den Gebühren dennoch gut da, verweist
Daum beispielhaft auf Biblis (3,97 Euro), Heppenheim (3,10 Euro) und Lorsch (3,17 Euro). In Einhausen müssen die Bürger momentan 2,40 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser zahlen.

 

Deutlich mehr Geld als in die Kläranlage mussten seit 2011 in das Kanalnetz selbst gesteckt werden. Elf Millionen Euro kamen unterm Strich zusammen. Etwas mehr als die Hälfte wurde in Bensheim investiert. Die Erschließung von Neubaugebieten wie jetzt in Schwanheim und in Auerbach spielen dabei eine Rolle. Auch bei der Abwasserbeseitigung plant der Zweckverband bereits für die Zukunft. Ein  Generalentwässerungsplan für das gesamte Verbundgebiet muss erstellt werden, weil der bisherige nicht flächendeckend und zudem veraltet ist. Außerdem soll der Anteil von Fremdwasser im Kanalnetz reduziert werden. Besonders in den Hanglagen von Lautertal, Gronau, Zell und Hochstädten kommt es zu Belastungen. Daum bezifferte den Anteil auf 30 Prozent. „Das führt unter anderem zu einem höheren Energieaufwand bei den Pumpstationen.“ Mit einem Sanierungskonzept sollen die „Löcher“ im Netz gestopft werden.

 

95 Mitarbeiter, drei Kommunen

  • Der Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße wurde 1964 als Abwasserverband Bensheim-Lautertal gegründet.
  • Der Neubau des Klärwerks 1974 war ein erster Meilenstein in der Geschichte des KMB.
  • 1992 trat die Gemeinde Einhausen dem Abwasserverband bei, aus dem 2004 schließlich der Zweckverband wurde.
  • Zuvor hatte man im Jahr 2001 die Aufgaben im Straßen- und Ingenieurbau von der Stadt Bensheim übernommen. Seit 2002 befinden
    sich die Kanalnetze der drei Kommunen im Besitz des Zweckverbands.
  • 2011 folgte die Eingliederung des Eigenbetriebs Bauhofservice Bensheim. Zum 1. Januar 2016 übernimmt der KMB auch die Aufgaben des Bauhofs Lautertal.
  • Die Mitarbeiterzahl ist von 24 im Jahr 2010 auf 95 zum 1. Januar 2016 gestiegen. Aus Lautertal stoßen elf Personen zum Team.
  • Der KMB beschäftigt drei Auszubildende, darunter zum ersten Mal im Bereich der Kläranlage. Der Lehrling ist seit August mit an Bord.
  • Der Jahresumsatz beläuft sich auf 15,9 Millionen Euro (2010: 8,9 Millionen). Die Bilanzsumme beträgt 58,8 Millionen.
  • Die Eigenkapitalquote konnte in den vergangenen fünf Jahren von 3,8 auf 11,1 Prozent erhöht werden.
  • Die Verbindlichkeiten haben sich seit 2010 von 46,2 Millionen auf 43,8 Millionen Euro leicht reduziert.
  • Die Zinsentwicklung verläuft nach Angaben der Geschäftsführung ebenfalls positiv. Durch die Umschuldung eines Darlehens in Höhe von zwölf Millionen Euro im Jahr 2011 konnte die Belastung in den vergangenen zehn Jahren um fast eine Million Euro reduziert werden.