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ZAS und KMB planen strategische Zusammenarbeit im Bereich Klärschlammverwertung

Absichtserklärung zur interkommunalen Zusammenarbeit im Zusammenhang mit der Errichtung und dem Betrieb einer Monoklärschlammverbrennungsanlage offiziell unterzeichnet

Die Vertreter der Zweckverbände Abfallverwertung Südhessen (ZAS) und Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) haben am heutigen Tag die Absichtserklärung zur interkommunalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der zukünftigen Klärschlammentsorgung samt Phosphorrecycling gemeinsam unterzeichnet.

Der Zweckverband Abfallwirtschaft Südhessen (ZAS), der in seinem Müllheizkraftwerk (MHKW) in Darmstadt bereits den Restmüll seiner Mitglieder, also dem Landkreis Darmstadt-Dieburg, der Wissenschaftsstadt Darmstadt und dem Odenwaldkreis sowie weiterer kommunaler Partner wie der Landkreise Groß-Gerau und in Teilen auch Bergstraße thermisch behandelt, hat im Rahmen einer Machbarkeitsstudie die Realisierung einer Monoklärschlammverbrennungsanlage in Darmstadt geprüft. Die Ergebnisse der Studie liegen mittlerweile den zuständigen Gremien zur weiteren Beratung vor.

Frau Rauber-Jung, erste Stadträtin der Stadt Bensheim und Verbandsvorsteherin des KMB, würdigte die gemeinsame Absichtserklärung zur Klärschlammentsorgung als zukunftsweisenden Schritt in der interkommunalen Zusammenarbeit. „Die geplante Anlage bietet dem KMB eine sichere, wirtschaftliche und ressourcenschonende Lösung für die Entsorgung seiner jährlich 3.800 Tonnen Klärschlamm“. Herr Dr. Kuhn, Beigeordneter der Gemeinde Lautertal und stellvertretender Verbandsvorsteher, begrüßt zudem die geringe Distanz zukünftiger Entsorgungswege: „Der Klärschlamm müsste von Bensheim lediglich nach Darmstadt transportiert werden – kurze Wege bedeuten weniger CO2-Emissionen und schützen unser Klima“.

Auch Klaus Peter Schellhaas, Landrat des Landkreises Darmstadt-Dieburg und Verbandsvorsitzender des ZAS, schätzt den Schulterschluss mit dem Zweckverband KMB. „Zusammen mit dem Kreis Bergstraße werden wir mittelfristig eine zentrale Lösung für die Klärschlammverwertung in Südhessen anstreben und gestalten. Im Sinne einer umweltschonenden Kreislaufwirtschaft begeben wir uns hier auf einen guten Weg, indem wir den regional anfallenden Klärschlamm auch regional verwerten werden“. André Schellenberg, Stadtkämmerer der Wissenschaftsstadt Darmstadt und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des ZAS, unterstreicht: „Die Klärschlammmengen des KMB steigern zudem die Möglichkeit, eine entsprechende Anlage zukunftsfähig und zu kostendeckenden Konditionen für interessierte Anlagen des Landkreises Darmstadt Dieburg und weiterer kommunaler Partner zu gestalten“.

Andreas Niedermaier, Vorstand Personal und Infrastruktur der Entega AG, welche die Geschäfts- und Betriebsführung des ZAS innehat, unterstreicht die angekündigte Kooperation der Zweckverbände: „Die Unterzeichnung der interkommunalen Zusammenarbeit mit dem KMB ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg, die Klärschlammmonoverbrennungsanlage in Darmstadt Realität werden zu lassen.“

Kläranlage als Herzstück des Verbands

KMB: Millionen-Investitionen in die Anlage und das Kanalnetz / Abwassergebühren im Vergleich zu den Nachbarstädten mit am günstigsten

Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 17.12.2015 von Redaktionsmitglied Dirk Rosenberger

 

BENSHEIM. Kläranlagen taugen nicht unbedingt als Vorzeigeobjekte. Wenn Städte und Gemeinden über ihre Vorzüge sprechen, genießen  Funktionseinrichtungen nicht die höchste Priorität. Beim Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) sieht man das etwas anders. Das verbandseigene Werk an der Hartbrücke in Bensheim gilt als eines der leistungsfähigsten in Hessen.

 

4,8 Millionen Euro hat der KMB allein in den vergangenen vier Jahren investiert – unter anderem in die Erweiterung des Rechengebäudes, die Erneuerung des Blockheizkraftwerks und den Bau einer Netzersatzanlage, um bei Stromausfall den Betrieb sicherstellen zu können. Darauf wiesen  Geschäftsführer Frank Daum und Verbandsvorsitzender Helmut Sachwitz in einem Bilanzgespräch hin.etwas anders. Das verbandseigene Werk an der Hartbrücke in Bensheim gilt als eines der leistungsfähigsten in Hessen.

 

Ausgelegt ist die Anlage für 90.000 Einwohnerwerte. Momentan sind 60.000 angeschlossen. Die Differenz erklärt sich mit der Schließung der Papierfabrik Euler vor acht Jahren. Das Unternehmen allein hatte umgerechnet einen Verbrauch von 20.000 bis 25.000 Einwohnern. In den nächsten Jahren soll der Modernisierungskurs fortgeführt werden. Dabei müssen einige gesetzliche Vorgaben umgesetzt werden. Weil ab 2017 Klärschlamm nicht mehr als landwirtschaftlicher Dünger verwendet werden darf, braucht es eine alternative Lösung – die vermutlich auf Verbrennung hinausläuft. Allerdings nicht vor Ort, sondern bei einem externen Dienstleister.

 

Eine vierte Reinigungsstufe, die Arzneimittelrückstände aus der Anlage herausfiltert, ist laut Helmut Sachwitz zurzeit kein Thema. Es
gebe weder eine gesetzliche Verpflichtung noch seien Grenzwerte festgelegt worden. Vorsorglich habe man aber klären lassen, mit welchen Kosten und Flächenbedarf ein solcher Schritt verbunden sei. Präventiv wird man aber nicht tätig werden und Geld dafür in die Hand nehmen. „Das wäre in der jetzigen Situation unnötig und würde letztlich nur zu einer Belastung der Bürger führen“, meinte Sachwitz.

 

Stichwort Gebühren: Der KMB sieht sich im Vergleich zu anderen Kommunen in der Nachbarschaft wirtschaftlich gut aufgestellt. In
Bensheim kommt es ab 2016 zu einer Senkung von 1,75 auf 1,65 Euro je Kubikmeter Abwasser. In Lautertal muss allerdings erhöht werden – von 3,48 auf 3,64 Euro (wir haben berichtet). Geschäftsführer Frank Daum führt die Diskrepanz zwischen Bensheim und Lautertal auf zwei Faktoren zurück: Den unterschiedlichen Wasserverbrauch pro Kopf und die Länge des Kanalnetzes. Das ist in der Gemeinde umgerechnet 27 Prozent pro Kopf länger als in der Stadt – die geografische Lage gereicht Lautertal in diesem Fall zum Nachteil. Ein höherer Unterhaltungswert der Anlagen schlägt sich ebenfalls im Preis nieder.

 

Im interkommunalen Vergleich stehe der KMB mit Bensheim, Einhausen und Lautertal bei den Gebühren dennoch gut da, verweist
Daum beispielhaft auf Biblis (3,97 Euro), Heppenheim (3,10 Euro) und Lorsch (3,17 Euro). In Einhausen müssen die Bürger momentan 2,40 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser zahlen.

 

Deutlich mehr Geld als in die Kläranlage mussten seit 2011 in das Kanalnetz selbst gesteckt werden. Elf Millionen Euro kamen unterm Strich zusammen. Etwas mehr als die Hälfte wurde in Bensheim investiert. Die Erschließung von Neubaugebieten wie jetzt in Schwanheim und in Auerbach spielen dabei eine Rolle. Auch bei der Abwasserbeseitigung plant der Zweckverband bereits für die Zukunft. Ein  Generalentwässerungsplan für das gesamte Verbundgebiet muss erstellt werden, weil der bisherige nicht flächendeckend und zudem veraltet ist. Außerdem soll der Anteil von Fremdwasser im Kanalnetz reduziert werden. Besonders in den Hanglagen von Lautertal, Gronau, Zell und Hochstädten kommt es zu Belastungen. Daum bezifferte den Anteil auf 30 Prozent. „Das führt unter anderem zu einem höheren Energieaufwand bei den Pumpstationen.“ Mit einem Sanierungskonzept sollen die „Löcher“ im Netz gestopft werden.

 

95 Mitarbeiter, drei Kommunen

  • Der Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße wurde 1964 als Abwasserverband Bensheim-Lautertal gegründet.
  • Der Neubau des Klärwerks 1974 war ein erster Meilenstein in der Geschichte des KMB.
  • 1992 trat die Gemeinde Einhausen dem Abwasserverband bei, aus dem 2004 schließlich der Zweckverband wurde.
  • Zuvor hatte man im Jahr 2001 die Aufgaben im Straßen- und Ingenieurbau von der Stadt Bensheim übernommen. Seit 2002 befinden
    sich die Kanalnetze der drei Kommunen im Besitz des Zweckverbands.
  • 2011 folgte die Eingliederung des Eigenbetriebs Bauhofservice Bensheim. Zum 1. Januar 2016 übernimmt der KMB auch die Aufgaben des Bauhofs Lautertal.
  • Die Mitarbeiterzahl ist von 24 im Jahr 2010 auf 95 zum 1. Januar 2016 gestiegen. Aus Lautertal stoßen elf Personen zum Team.
  • Der KMB beschäftigt drei Auszubildende, darunter zum ersten Mal im Bereich der Kläranlage. Der Lehrling ist seit August mit an Bord.
  • Der Jahresumsatz beläuft sich auf 15,9 Millionen Euro (2010: 8,9 Millionen). Die Bilanzsumme beträgt 58,8 Millionen.
  • Die Eigenkapitalquote konnte in den vergangenen fünf Jahren von 3,8 auf 11,1 Prozent erhöht werden.
  • Die Verbindlichkeiten haben sich seit 2010 von 46,2 Millionen auf 43,8 Millionen Euro leicht reduziert.
  • Die Zinsentwicklung verläuft nach Angaben der Geschäftsführung ebenfalls positiv. Durch die Umschuldung eines Darlehens in Höhe von zwölf Millionen Euro im Jahr 2011 konnte die Belastung in den vergangenen zehn Jahren um fast eine Million Euro reduziert werden.