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Erst Bensheim, jetzt Lautertal

KMB: Übernahme des Bauhofs ein weiterer Meilenstein

Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 17.12.2015 von Redaktionsmitglied Dirk Rosenberger

 

BENSHEIM. Die Ausrichtung ist eindeutig: Der Bauhof Lautertal soll nicht der letzte gewesen sein, der vom Zweckverband KMB  übernommen wird. Mittel- und langfristig sollen weitere Kommunen diese Aufgabe übertragen. „Das macht einfach Sinn“, kommentierte Verbandsvorsteher Helmut Sachwitz.

 

Zum 1. Januar werden aber zunächst die Lautertaler eingegliedert – für Gemeindevertreter Udo Rutkowski, zugleich Vorsitzender der Verbandsversammlung, eine gute Entscheidung und ein Glücksfall. „Der KMB ist unser Verband. Da herrscht ein Grundvertrauen. Außerdem haben sie mit dem Bensheimer Bauhof bewiesen, dass sie es können.“ Lautertal wäre nicht in der Lage gewesen, 1,3 Millionen Euro für ein neues Gebäude und die Erneuerung des Fuhrparks zu stemmen. Mitte 2016 sollen die Arbeiten beginnen. Unverständlich sei für ihn nach wie vor, warum eine Stadt wie Zwingenberg im Verbund mit Alsbach eigene Wege gehe, statt sich dem KMB anzuschließen. „Das ist jetzt schon absehbar, dass die Kosten aus dem Ruder laufen“, so Rutkowski. Die Übernahme des Bensheimer Bauhofs im Jahr 2011 hatte für den KMB Modellcharakter. Die damaligen Vorarbeiten führen laut  Geschäftsführer Frank Daum jetzt dazu, dass man weitere Betriebe möglichst geräuschlos und effizient eingliedern kann.

 

Neben interkommunalen Kooperationen wie bei den Bauhöfen zählen Abwasserentsorgung sowie Straßen- und Ingenieurbau zu den Kernaufgaben des Verbands. Die Mitarbeiter  betreuen ein Straßennetz mit einer Länge von 210 Kilometern. Dazu zählen außerdem 140 Bauwerke, vornehmlich Brücken und Stützwände. Im Bensheimer Haushaltsplan schlagen sich die Leistungen des Geschäftsbereichs mit 7,2 Millionen Euro nieder. „Das größte Budget einer Facheinheit“, so Daum. Die Investitionen in den Straßenbau waren in den vergangenen vier Jahren – geprägt vom Hessentag – durchaus beachtlich. 23,8 Millionen flossen unter anderem in den Neubau der Westtangente, den Kreisel Saarstraße und den Ausbau der B3. Der Zustand der Straßen wird beim KMB im Fünf-Jahres-Rhythmus erfasst. Die aktuelle Studie läuft. Von 2005 bis 2010 hat sich der sogenannte Gebrauchswert durch einige Unterhaltungsmaßnahmen verbessert. Verschlechtert hat sich hingegen der Substanzwert, weil man nach Möglichkeit „auf grundhafte Erneuerungen verzichtet, um die Bürger nicht über  Anliegergebühren zu belasten“, betonte Helmut Sachwitz. In einigen Fällen könne man nicht darauf verzichten – wie bei der Erneuerung der Rodauer Straße in Fehlheim. Die Arbeiten an der Ortsdurchfahrt sollen im späten Frühjahr beginnen.

Kläranlage als Herzstück des Verbands

KMB: Millionen-Investitionen in die Anlage und das Kanalnetz / Abwassergebühren im Vergleich zu den Nachbarstädten mit am günstigsten

Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 17.12.2015 von Redaktionsmitglied Dirk Rosenberger

 

BENSHEIM. Kläranlagen taugen nicht unbedingt als Vorzeigeobjekte. Wenn Städte und Gemeinden über ihre Vorzüge sprechen, genießen  Funktionseinrichtungen nicht die höchste Priorität. Beim Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) sieht man das etwas anders. Das verbandseigene Werk an der Hartbrücke in Bensheim gilt als eines der leistungsfähigsten in Hessen.

 

4,8 Millionen Euro hat der KMB allein in den vergangenen vier Jahren investiert – unter anderem in die Erweiterung des Rechengebäudes, die Erneuerung des Blockheizkraftwerks und den Bau einer Netzersatzanlage, um bei Stromausfall den Betrieb sicherstellen zu können. Darauf wiesen  Geschäftsführer Frank Daum und Verbandsvorsitzender Helmut Sachwitz in einem Bilanzgespräch hin.etwas anders. Das verbandseigene Werk an der Hartbrücke in Bensheim gilt als eines der leistungsfähigsten in Hessen.

 

Ausgelegt ist die Anlage für 90.000 Einwohnerwerte. Momentan sind 60.000 angeschlossen. Die Differenz erklärt sich mit der Schließung der Papierfabrik Euler vor acht Jahren. Das Unternehmen allein hatte umgerechnet einen Verbrauch von 20.000 bis 25.000 Einwohnern. In den nächsten Jahren soll der Modernisierungskurs fortgeführt werden. Dabei müssen einige gesetzliche Vorgaben umgesetzt werden. Weil ab 2017 Klärschlamm nicht mehr als landwirtschaftlicher Dünger verwendet werden darf, braucht es eine alternative Lösung – die vermutlich auf Verbrennung hinausläuft. Allerdings nicht vor Ort, sondern bei einem externen Dienstleister.

 

Eine vierte Reinigungsstufe, die Arzneimittelrückstände aus der Anlage herausfiltert, ist laut Helmut Sachwitz zurzeit kein Thema. Es
gebe weder eine gesetzliche Verpflichtung noch seien Grenzwerte festgelegt worden. Vorsorglich habe man aber klären lassen, mit welchen Kosten und Flächenbedarf ein solcher Schritt verbunden sei. Präventiv wird man aber nicht tätig werden und Geld dafür in die Hand nehmen. „Das wäre in der jetzigen Situation unnötig und würde letztlich nur zu einer Belastung der Bürger führen“, meinte Sachwitz.

 

Stichwort Gebühren: Der KMB sieht sich im Vergleich zu anderen Kommunen in der Nachbarschaft wirtschaftlich gut aufgestellt. In
Bensheim kommt es ab 2016 zu einer Senkung von 1,75 auf 1,65 Euro je Kubikmeter Abwasser. In Lautertal muss allerdings erhöht werden – von 3,48 auf 3,64 Euro (wir haben berichtet). Geschäftsführer Frank Daum führt die Diskrepanz zwischen Bensheim und Lautertal auf zwei Faktoren zurück: Den unterschiedlichen Wasserverbrauch pro Kopf und die Länge des Kanalnetzes. Das ist in der Gemeinde umgerechnet 27 Prozent pro Kopf länger als in der Stadt – die geografische Lage gereicht Lautertal in diesem Fall zum Nachteil. Ein höherer Unterhaltungswert der Anlagen schlägt sich ebenfalls im Preis nieder.

 

Im interkommunalen Vergleich stehe der KMB mit Bensheim, Einhausen und Lautertal bei den Gebühren dennoch gut da, verweist
Daum beispielhaft auf Biblis (3,97 Euro), Heppenheim (3,10 Euro) und Lorsch (3,17 Euro). In Einhausen müssen die Bürger momentan 2,40 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser zahlen.

 

Deutlich mehr Geld als in die Kläranlage mussten seit 2011 in das Kanalnetz selbst gesteckt werden. Elf Millionen Euro kamen unterm Strich zusammen. Etwas mehr als die Hälfte wurde in Bensheim investiert. Die Erschließung von Neubaugebieten wie jetzt in Schwanheim und in Auerbach spielen dabei eine Rolle. Auch bei der Abwasserbeseitigung plant der Zweckverband bereits für die Zukunft. Ein  Generalentwässerungsplan für das gesamte Verbundgebiet muss erstellt werden, weil der bisherige nicht flächendeckend und zudem veraltet ist. Außerdem soll der Anteil von Fremdwasser im Kanalnetz reduziert werden. Besonders in den Hanglagen von Lautertal, Gronau, Zell und Hochstädten kommt es zu Belastungen. Daum bezifferte den Anteil auf 30 Prozent. „Das führt unter anderem zu einem höheren Energieaufwand bei den Pumpstationen.“ Mit einem Sanierungskonzept sollen die „Löcher“ im Netz gestopft werden.

 

95 Mitarbeiter, drei Kommunen

  • Der Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße wurde 1964 als Abwasserverband Bensheim-Lautertal gegründet.
  • Der Neubau des Klärwerks 1974 war ein erster Meilenstein in der Geschichte des KMB.
  • 1992 trat die Gemeinde Einhausen dem Abwasserverband bei, aus dem 2004 schließlich der Zweckverband wurde.
  • Zuvor hatte man im Jahr 2001 die Aufgaben im Straßen- und Ingenieurbau von der Stadt Bensheim übernommen. Seit 2002 befinden
    sich die Kanalnetze der drei Kommunen im Besitz des Zweckverbands.
  • 2011 folgte die Eingliederung des Eigenbetriebs Bauhofservice Bensheim. Zum 1. Januar 2016 übernimmt der KMB auch die Aufgaben des Bauhofs Lautertal.
  • Die Mitarbeiterzahl ist von 24 im Jahr 2010 auf 95 zum 1. Januar 2016 gestiegen. Aus Lautertal stoßen elf Personen zum Team.
  • Der KMB beschäftigt drei Auszubildende, darunter zum ersten Mal im Bereich der Kläranlage. Der Lehrling ist seit August mit an Bord.
  • Der Jahresumsatz beläuft sich auf 15,9 Millionen Euro (2010: 8,9 Millionen). Die Bilanzsumme beträgt 58,8 Millionen.
  • Die Eigenkapitalquote konnte in den vergangenen fünf Jahren von 3,8 auf 11,1 Prozent erhöht werden.
  • Die Verbindlichkeiten haben sich seit 2010 von 46,2 Millionen auf 43,8 Millionen Euro leicht reduziert.
  • Die Zinsentwicklung verläuft nach Angaben der Geschäftsführung ebenfalls positiv. Durch die Umschuldung eines Darlehens in Höhe von zwölf Millionen Euro im Jahr 2011 konnte die Belastung in den vergangenen zehn Jahren um fast eine Million Euro reduziert werden.