Gruppenkläranlage

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Kläranlage als Herzstück des Verbands

KMB: Millionen-Investitionen in die Anlage und das Kanalnetz / Abwassergebühren im Vergleich zu den Nachbarstädten mit am günstigsten

Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 17.12.2015 von Redaktionsmitglied Dirk Rosenberger

 

BENSHEIM. Kläranlagen taugen nicht unbedingt als Vorzeigeobjekte. Wenn Städte und Gemeinden über ihre Vorzüge sprechen, genießen  Funktionseinrichtungen nicht die höchste Priorität. Beim Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) sieht man das etwas anders. Das verbandseigene Werk an der Hartbrücke in Bensheim gilt als eines der leistungsfähigsten in Hessen.

 

4,8 Millionen Euro hat der KMB allein in den vergangenen vier Jahren investiert – unter anderem in die Erweiterung des Rechengebäudes, die Erneuerung des Blockheizkraftwerks und den Bau einer Netzersatzanlage, um bei Stromausfall den Betrieb sicherstellen zu können. Darauf wiesen  Geschäftsführer Frank Daum und Verbandsvorsitzender Helmut Sachwitz in einem Bilanzgespräch hin.etwas anders. Das verbandseigene Werk an der Hartbrücke in Bensheim gilt als eines der leistungsfähigsten in Hessen.

 

Ausgelegt ist die Anlage für 90.000 Einwohnerwerte. Momentan sind 60.000 angeschlossen. Die Differenz erklärt sich mit der Schließung der Papierfabrik Euler vor acht Jahren. Das Unternehmen allein hatte umgerechnet einen Verbrauch von 20.000 bis 25.000 Einwohnern. In den nächsten Jahren soll der Modernisierungskurs fortgeführt werden. Dabei müssen einige gesetzliche Vorgaben umgesetzt werden. Weil ab 2017 Klärschlamm nicht mehr als landwirtschaftlicher Dünger verwendet werden darf, braucht es eine alternative Lösung – die vermutlich auf Verbrennung hinausläuft. Allerdings nicht vor Ort, sondern bei einem externen Dienstleister.

 

Eine vierte Reinigungsstufe, die Arzneimittelrückstände aus der Anlage herausfiltert, ist laut Helmut Sachwitz zurzeit kein Thema. Es
gebe weder eine gesetzliche Verpflichtung noch seien Grenzwerte festgelegt worden. Vorsorglich habe man aber klären lassen, mit welchen Kosten und Flächenbedarf ein solcher Schritt verbunden sei. Präventiv wird man aber nicht tätig werden und Geld dafür in die Hand nehmen. „Das wäre in der jetzigen Situation unnötig und würde letztlich nur zu einer Belastung der Bürger führen“, meinte Sachwitz.

 

Stichwort Gebühren: Der KMB sieht sich im Vergleich zu anderen Kommunen in der Nachbarschaft wirtschaftlich gut aufgestellt. In
Bensheim kommt es ab 2016 zu einer Senkung von 1,75 auf 1,65 Euro je Kubikmeter Abwasser. In Lautertal muss allerdings erhöht werden – von 3,48 auf 3,64 Euro (wir haben berichtet). Geschäftsführer Frank Daum führt die Diskrepanz zwischen Bensheim und Lautertal auf zwei Faktoren zurück: Den unterschiedlichen Wasserverbrauch pro Kopf und die Länge des Kanalnetzes. Das ist in der Gemeinde umgerechnet 27 Prozent pro Kopf länger als in der Stadt – die geografische Lage gereicht Lautertal in diesem Fall zum Nachteil. Ein höherer Unterhaltungswert der Anlagen schlägt sich ebenfalls im Preis nieder.

 

Im interkommunalen Vergleich stehe der KMB mit Bensheim, Einhausen und Lautertal bei den Gebühren dennoch gut da, verweist
Daum beispielhaft auf Biblis (3,97 Euro), Heppenheim (3,10 Euro) und Lorsch (3,17 Euro). In Einhausen müssen die Bürger momentan 2,40 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser zahlen.

 

Deutlich mehr Geld als in die Kläranlage mussten seit 2011 in das Kanalnetz selbst gesteckt werden. Elf Millionen Euro kamen unterm Strich zusammen. Etwas mehr als die Hälfte wurde in Bensheim investiert. Die Erschließung von Neubaugebieten wie jetzt in Schwanheim und in Auerbach spielen dabei eine Rolle. Auch bei der Abwasserbeseitigung plant der Zweckverband bereits für die Zukunft. Ein  Generalentwässerungsplan für das gesamte Verbundgebiet muss erstellt werden, weil der bisherige nicht flächendeckend und zudem veraltet ist. Außerdem soll der Anteil von Fremdwasser im Kanalnetz reduziert werden. Besonders in den Hanglagen von Lautertal, Gronau, Zell und Hochstädten kommt es zu Belastungen. Daum bezifferte den Anteil auf 30 Prozent. „Das führt unter anderem zu einem höheren Energieaufwand bei den Pumpstationen.“ Mit einem Sanierungskonzept sollen die „Löcher“ im Netz gestopft werden.

 

95 Mitarbeiter, drei Kommunen

  • Der Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße wurde 1964 als Abwasserverband Bensheim-Lautertal gegründet.
  • Der Neubau des Klärwerks 1974 war ein erster Meilenstein in der Geschichte des KMB.
  • 1992 trat die Gemeinde Einhausen dem Abwasserverband bei, aus dem 2004 schließlich der Zweckverband wurde.
  • Zuvor hatte man im Jahr 2001 die Aufgaben im Straßen- und Ingenieurbau von der Stadt Bensheim übernommen. Seit 2002 befinden
    sich die Kanalnetze der drei Kommunen im Besitz des Zweckverbands.
  • 2011 folgte die Eingliederung des Eigenbetriebs Bauhofservice Bensheim. Zum 1. Januar 2016 übernimmt der KMB auch die Aufgaben des Bauhofs Lautertal.
  • Die Mitarbeiterzahl ist von 24 im Jahr 2010 auf 95 zum 1. Januar 2016 gestiegen. Aus Lautertal stoßen elf Personen zum Team.
  • Der KMB beschäftigt drei Auszubildende, darunter zum ersten Mal im Bereich der Kläranlage. Der Lehrling ist seit August mit an Bord.
  • Der Jahresumsatz beläuft sich auf 15,9 Millionen Euro (2010: 8,9 Millionen). Die Bilanzsumme beträgt 58,8 Millionen.
  • Die Eigenkapitalquote konnte in den vergangenen fünf Jahren von 3,8 auf 11,1 Prozent erhöht werden.
  • Die Verbindlichkeiten haben sich seit 2010 von 46,2 Millionen auf 43,8 Millionen Euro leicht reduziert.
  • Die Zinsentwicklung verläuft nach Angaben der Geschäftsführung ebenfalls positiv. Durch die Umschuldung eines Darlehens in Höhe von zwölf Millionen Euro im Jahr 2011 konnte die Belastung in den vergangenen zehn Jahren um fast eine Million Euro reduziert werden.

Hochmoderne Waschmaschine für das Abwasser

In der Gruppenkläranlage an der Hartbrücke werden täglich rund 14000 Kubikmeter Wasser gereinigt

Presseartikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 25.08.2015  von BA-Mitarbeiterin Gerlinde Scharf

 

LaborWer einer Kläranlage zu nahe kommt, muss darauf gefasst sein, dass es dort gewaltig stinkt. Glaubt man. Denkste! Das ist längst Vergangenheit, versichern Frank Daum, Geschäftsführer des Zweckverbandes Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) und Daniel Zimmermann, Geschäftsbereichsleiter Kläranlagenbetrieb.

Tatsächlich. An der Hartbrücke 18 in Bensheim, dort, wohin die Gruppenkläranlage 1974 von ihrem ehemaligen Standort auf dem späteren ADAC-Gelände umgezogen ist, riecht man nichts. Alles scheint schon beinahe klinisch sauber zu sein. Computer und Schaltpläne, wohin man schaut. Ein eigenes Labor gibt es obendrein. Die Hände muss sich hier keiner mehr dreckig machen. Lediglich in Eingangsnähe, ein paar Schritte vom Abwasserzulauf entfernt, von wo aus die trübe Flüssigkeit vorwiegend aus Privathaushalten, einigen gewerblichen Unternehmen sowie ein geringer Anteil an Niederschlagwasser durch ein weit verzweigtes, unterirdisches Kanalnetz noch unbehandelt in das Regenüberlaufbecken geleitet wird, müffelt es leicht. Die Nase rümpfen muss man deshalb noch lange nicht. Die Zeiten haben sich in den vergangenen 40 Jahren gewaltig geändert. Die Gruppenkläranlage Bensheim, in der es den Abwässern aus den KMB-Verbandsgemeinden Bensheim, Einhausen und Lautertal an den Kragen geht, ist ein hochmoderner, technisch nach den neuesten Erkenntnissen aufgemöbelter Betrieb. Anfang der 1980er Jahre wurde sie um eine Schlammentwässerungsanlage erweitert, Mitte der Neunziger den gestiegenen Anforderungen und gesetzlichen Gegebenheiten an die Wasserqualität sowie dem neuesten Stand der Technik entsprechend gründlich hochgerüstet. Ziel der Investitionen war es, Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphat zu eliminieren.

Geschützte Fischarten

Wenn die „Dreckbrühe“ die Kläranlage wieder verlässt und in den Mühl- und Mittelgraben fließt, ist das Wasser so sauber, dass sich inzwischen wieder seltene, besonders geschützte Fischarten darin tummeln – wie etwa der Steinbeißer. Und er ist nicht der Einzige, auch der Flussbarsch, das Rotauge, die Kessel- und die Schwarzmundgrundel, Gründling und Döbel fühlen sich pudelwohl. Rainer Hennings vom Verband Hessischer Fischer hat einige wenige Vorzeige-Exemplare aus dem Graben herausgefischt und sie im Kontrollraum der Kläranlage in ein Aquarium gesetzt. Auch zu Demonstrationszwecken für Schulklassen, die sich hier gern und oft umsehen – und aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.
Logischerweise sind KMB-Spitze, aber auch Leitung und Mitarbeiter der Abwasser-Waschmaschine stolz auf die sehr guten Messwerte, die in kurzen Abständen regelmäßig von externen Stellen kontrolliert werden. Vom Mühl- und Mittelgraben aus sucht sich das gereinigte Lebenselixier zunächst seinen Weg durch den Winkelbach und mündet schließlich in den Rhein. „Die Kläranlage ist quasi die Quelle“, erklärt Geschäftsbereichsleiter Zimmermann den aufwendigen Reinigungsprozess kurz und bündig. Tatsache ist, der Weg vom Schmutz- zum Quellwasser ist alles andere als Hexerei und bis ins kleinste Detail ausgetüftelt: Drei Reinigungsstufen muss das Abwasser über sich ergehen lassen, bis es wieder Tageslicht sieht. Die mechanische Reinigung steht am Anfang. Mit einer Rechenanlage des Sand- und Fettfangs wird zunächst der gröbste Schmutz herausgefiltert, wobei sich die im Abwasser schwebenden Feststoffe im Vorklärbecken am Boden als  Klärschlamm absetzen. 30 Tage dauert das Prozedere, das einen positiven Nebeneffekt hat: Die Klärschlämme werden im Faulturm anaerob stabilisiert, das dabei entstehende Biogas in einem eigenen Blockheizkraftwerk zu Strom und Heizwärme für den Eigenbetrieb des Klärwerks umgewandelt. Der entwässerte Klärschlamm wird momentan noch als Dünger an die heimischen Landwirte abgegeben. Es folgt Reinigungsstufe Nummer zwei, in der eine biologische Phosphatentnahme durch Mikroorganismen stattfindet. Los geht es in einem unbelüfteten Becken, anschließend wird in einem Belebungsbecken mittels eines biologischen Stoffwechselprozesses Stickstoff abgebaut.
Mikroorganismen bauen anschließend die noch vorhandenen Schadstoffe im Wasser ab und bilden den sogenannten „Belebtschlamm“.

Stillstand gibt es nicht

Weiter geht’s mit Stufe drei. Zur Unterstützung des biologischen Großreinemachens findet zu guter Letzt bei Bedarf eine chemische Reinigung statt, bei der nochmals verbleibende Phosphate im Wasser durch Eisen- und/oder Aluminiumsalze „eliminiert“ werden. „Stillstand gibt es nicht. Die Uhr bleibt nicht stehen“, versichern Daum und Zimmermann. Im nächsten Monat wird auf der Anlage ein neues Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen, mit dem man zukünftig den eigenen Energiebedarf des Klärwerks bis auf einen kleinen Prozentsatz selbst abdecken will. Auch beim Blick in die nahe Zukunft sind sie einer Meinung: Die vierte Reinigungsstufe zur Reduzierung von Mikroverunreinigungen, beispielsweise durch Medikamentenrückstände wie die Antibabypille, wird kommen. Am Bodensee, dem größten Trinkwasserspeicher Deutschlands, und an der Isar mit ihren zahlreichen Badeseen, ist die Vision bereits Realität. Die Zeiten, in denen Klärschlamm aus der Kläranlage zum Düngen der Felder verwendet wurde, dürften ebenfalls bald vorbei sein. Langfristig soll dieser nicht mehr auf die Felder aufgebracht, sondern verbrannt werden.

Kanäle verstopfen öfter als früher

Man glaubt es kaum, aber ein Besuch in einer Kläranlage kann durchaus spannend und aufschlussreich sein. Und wer denkt schon daran, wenn er die Spültaste seiner Toilette drückt, was mit dem „Geschäft“ passiert? Auch ein nicht uninteressantes Thema: Weil immer mehr Bürger Gutes für die Umwelt tun wollen und auf WC-Spartasten vertrauen, wird weniger Wasser in die Kanäle gespült, die dadurch schneller verstopfen. Der normale Spüleffekt fehlt. Fazit: Die KMB muss öfter als früher ihre Reinigungsfahrzeuge vor Ort schicken. Allerdings bedeutet dies nicht, dass die Kunden im Verbandsgebiet dafür zur Kasse gebeten werden, beruhigen Frank Daum und Daniel Zimmermann.

Klärwerk in Bensheim: Täglich werden 14000 Kubikmeter Abwasser gereinigt

  • Daniel Zimmermann, Geschäftsbereichsleiter Kläranlagenbetrieb, hat neun qualifizierte Mitarbeiter. Zimmermann ist gelernter Gas- und Wasserinstallateur.
  • Er ist weiter Fachkraft für Wassertechnik, Abwassermeister und technischer Betriebswirt. In der Gruppenkläranlage
    Bensheim ist er seit 2009 beschäftigt, seit 2011 ist er Betriebsleiter.
  • Betreiber der Kläranlage ist der Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße. Verbandsmitglieder sind Bensheim, Einhausen und Lautertal.
  • Das Kanalnetz hat eine Länge von 329 Kilometern. 23 Pumpwerke, 18 Regenüberlaufbecken, 33 Regenüberlaufbauwerke
    und 19 Kilometer Druckleitungen sorgen dafür, dass das Abwasser kontrolliert in der Kläranlage ankommt.
  • Täglich werden durchschnittlich 14 000 Kubikmeter Abwasser gereinigt. Die Verweildauer in der Kläranlage beträgt rund 28 Stunden.
  • Die vergangene Trockenperiode hat keinerlei außergewöhnliche Maßnahmen notwendig gemacht. Bei Trockenwetter dehnt sich der Klärprozess auf circa 39 Stunden aus (etwa10 000 Kubikmeter Abwasser), bei Regenwetter verkürzt sich die Zeitvon der Einleitung des Abwassers biszur Ableitung des gereinigten Wassersauf etwa 20 Stunden (rund 20 000 Kubikmeter Abwasser).
  • Der Jahresenergiebedarf für den Betrieb der Anlage liegt bei 1,9 Millionen Kilowattstunden. Rund 800 000 Kilowattstunden erzeugt das eigene Blockheizkraftwerk, der Rest wird als Ökostrom zugekauft.
  • Durch das neue Blockheizkraftwerk will man das Verhältnis umkehren.

 

Aufbau der Kläranlage:  www.kmb-bensheim.de/gruppenklaeranlage-bensheim/

Drei Millionen Euro fließen in Kläranlage

Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 05.06.2013 von Redaktionsmitglied Dirk Rosenberger

Regenüberlaufbecken

Rechengebäude

BENSHEIM. Der gemeine Bensheimer verbraucht täglich 90 Liter Wasser. Was in der Toilette verschwindet oder beim Duschen, Kochen und Hände waschen abfließt, landet in der Gruppenkläranlage des Zweckverbands Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) im Neuwiesenfeld.Dort werden die Abwässer aus Bensheim, Lautertal und Einhausen gereinigt. Um weiterhin reibungslose Abläufe gewährleisten zu können und sich zukunftssicher aufzustellen, investiert der KMB 3,2 Millionen Euro in die Kläranlage. Das teilten Geschäftsführer Frank Daum, Verbandsvorsteher Helmut Sachwitz und Daniel Zimmermann gestern mit. Zimmermann ist der Bereichsleiter für den Kläranlagenbetrieb. Insgesamt werden vier Vorhaben umgesetzt.

 

Erweiterung des Rechengebäudes

Der größte Kostenpunkt mit 1,7 Millionen Euro bildet der Umbau des sogenannten Rechengebäudes. Im Gebäude aus den 70er Jahren werden im Zuge einer mechanischen Reinigung alle groben Stoffe aus dem Schmutzwasser herausgefiltert. „Toilettenpapier, Holz, Treibgut, Plastikteile. Vieles was nicht ins WC gehört“, erklärte Zimmermann. Der Umbau umfasst neben der Erweiterung des Hauses die Erneuerung der Ausrüstung und einen eigenen Anbau für die Maschinentechnik. Künftig wird die Brühe über Förderschnecken nicht nur in eine, sondern zwei Reinigungsstraßen laufen. „Das verbessert die Qualität deutlich“, so Daum. 1,7 Millionen Euro müssen veranschlagt werden.

Für 310.000 Euro erhält die Anlage außerdem ein Notstromaggregat. Das wird in einem Container hinter den Faultürmen aufgebaut. Bisher konnte bei einem Stromausfall über die eigenen Blockheizkraftwerke die Versorgung kurzzeitig sichergestellt werden. Eine in Auftrag gegebene Risikobewertung eines Ingenieursbüros empfahl jedoch, sich mehr Unabhängigkeit zu verschaffen. „Wir müssen gewährleisten, dass in einem Katastrophenfall kein ungeklärtes Abwasser in die Umwelt gelangt“, betonte Sachwitz. Bei neuen Anlagen gehört diese Absicherung bereits zum Standard. Bensheims größte Reinigungsmaschine wurde jedoch Mitte der 90er Jahre zum letzten Mal saniert. Die Verantwortlichen wollen mit der Modernisierung nicht nur auf den neusten Stand der Technik kommen, sondern „höchstmögliche Sicherheit ausgestalten“ (Daum).

Dass sich nach zwei Jahrzehnten die Welt weitergedreht hat, zeigt sich vor allem im Schaltraum. Die Prozessleittechnik und die programmierbare Steuerung bedürfen dringend einer Aktualisierung. Das Betriebssystem arbeitet mit DOS, Ersatzteile schwierig zu beschaffen. 800.000 Euro kostet die Optimierung – was gut angelegtes Geld sein dürfte, schließlich laufen alle Vorgänge computergesteuert ab.

Der letzte Punkt auf der Investitionsliste dient in erster Linie der Arbeitserleichterung der Mitarbeiter. Schrittweise werden alle Außenstationen im Verbandsgebiet vernetzt. Das bedeutet: Bei einer Störmeldung musste bisher gleich vor Ort nach der Ursache gesucht werden. Nach der Umrüstung kann zunächst aus der Ferne über PC, Laptop oder Tablet geprüft werden, was für ein Problem vorliegt. Bis alle Stationen angebunden sind, werden aber noch einige Jahre ins Land gehen. „Wir haben mit den größeren angefangen“, so Zimmermann.

Arbeiten dauern bis 2014

Alle fünf Jahre lässt der KMB die Kläranlage zertifizieren, zuletzt 2012. „Das verlief ohne Probleme und Beanstandungen. Es geht aber nur mit qualifiziertem Personal und einem optimalen technischen Zustand der Einrichtungen“, betonte Verbandsvorsteher Sachwitz. In der Verbandsversammlung sei die Erneuerung einstimmig beschlossen worden. Sachwitz wertete dies als Indiz, dass die interkommunale Zusammenarbeit an dieser Stelle funktioniert und Vertrauen in die Entscheidungsträger vorhanden ist.

Die Umbauarbeiten auf dem weitläufigen Gelände sollen im Frühjahr 2014 zum Abschluss kommen. Die Installation des Notstromaggregats nimmt mehr Zeit in Anspruch, weil das Gerät individuell auf die Bensheimer Erfordernisse zugeschnitten wird.

Zahlen und Fakten

  • Die Kläranlage des KMB wurde 1974 gebaut und 1982 um eine Schlammentwässerungsanlage erweitert.
  • Täglich werden durchschnittlich 14.000 Kubikmeter Abwasser gereinigt, im Jahr beläuft sich die Summe auf 5,5 Millionen Kubikmeter.
  • Ein Durchlauf dauert rund 28 Stunden. Bei Regenwetter flutscht es entsprechend schneller (20 Stunden), an trockenen Tagen geht es langsamer voran (39 Stunden).
  • Der jährliche Energiebedarf liegt bei 1,9 Millionen Kilowattstunden Strom. 900.000 Kilowattstunden werden über drei eigene Blockheizkraftwerke abgedeckt, in denen Klärgas umgewandelt wird. Der weitere Bedarf wird über Ökostrom abgedeckt, der zugekauft werden muss.
  • Das Kanalnetz des Zweckverbands ist 329 Kilometer lang. 23 Pumpwerke, 18 Regenüberlaufbecken und 33 Regenüberlaufbauwerke liegen im Einzugsgebiet verteilt.
  • Die Größe der Kläranlage, in der das Abwasser aus Bensheim, Lautertal und Einhausen aufbereitet wird, ist auf 90.000 Einwohner ausgelegt. Der derzeitige Auslastungsgrad beträgt 75 Prozent – Reserven sind demnach vorhanden.
  • Die Wasserwerte werden täglich gemessen und im Labor überwacht. Nach der Reinigung fließt das geklärte Abwasser in den Mühl- und Mittelgraben.
  • Der Zweckverband ist neben der Abwasserentsorgung als Dienstleistungsunternehmen im kommunalen Straßenbau tätig. Außerdem gehören der Bauhof-Service Bensheim und das Bestattungswesen seit 2011 zum KMB.